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Schiller an Christoph von Murr, 16. Juni 1794

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Jena, d. 16. Jun. [Montag] 94.

Ich erhalte vor einigen Tagen erst aus den Händen des Herrn Hofrath Schütz ein Schreiben von Ew. Hochwohlgebohren, welches vom 17. Februar datiert ist. Ohne Zweifel ist es aus Vergeßlichkeit geschehen, daß mir dasselbe nicht nach Schwaben nachgeschickt wurde, wo ich mich den ganzen Winter aufhielt und von wo ich erst seit einigen Wochen wieder hier angekommen bin. Sie werden es also nicht als eine Nachlässigkeit von mir auslegen, dass ich den äuserst verbindlichen Innhalt desselben noch nicht beantwortet habe.

Eine Versicherung der Achtung von einem Mann, dessen Verdienste selbst soviel Achtung verdienen, kann mir nicht anders als schmeichelhaft seyn, und als einen Ausdruck dieser Ihrer freundschaftlichen Gesinnung sehe ich auch Ihr gütiges Anerbieten an, und bezeuge Ihnen dafür meine aufrichtige Dankbarkeit. Aber da ich nicht im Stande bin, es Ihnen zu erwiedern, so werden Sie mir verzeyhen, daß ich keinen Gebrauch davon machen kann. Als ein Zeichen Ihrer Wohlgewogenheit für mich würde ich mir eine Ehre daraus machen, eine Ihrer Schriften unmittelbar von Ihnen anzunehmen1, doch nur unter der Bedingung, daß Sie mir erlaubten, Ihnen dagegen eine der meinigen zu präsentiren.

Mit auszeichnender Hochachtung verharre ich

Ew. Hochwohlgebohren
gehorsamster Diener

F. Schiller.