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Schiller an Cornelius Ridel, 7. Juli 1788

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Volksstätt den 7 Juli [Montag] 1788.

Haben Sie Dank, liebster Freund, für Ihre Bemühungen um die Thalia. Es hat mich nachher geärgert, daß ich Sie überhaupt nur mit dem Eintreiben derselben gequält habe. Ein einziger Brief nach Leipzig hätte sie mir ja verschafft. Indeß ist es wirklich eine merkwürdige Begebenheit, daß ein Prinz etwas zurückgibt.

Ich wünschte Sie schon manchen Tag hierher; der Umgang mit Ihnen würde meine hiesige Existenz noch einmal so schön machen. Auch Ihnen würde dieser Selbstgenuß wohl thun. Meine Tage verschwinden mir hier so angenehm, so schnell. Ich werde um den Sommer gekommen seyn, ehe ich mirs denke. Besonders viel gearbeitet wird nicht. Meine Gesellschaft in Rudolstadt ist so anziehend für mich, daß ich oft ganze Tage darin verliere, bis mich einer meiner Verleger aus diesem süßen Traum wieder aufpocht. Gestern habe ich die schönen und ehrwürdigen Ruinen vom Schlosse Plankenburg gesehen, die größten, die mir noch vorgekommen sind. Es verlohnte sich wohl der Mühe, eine Zeichnung davon zu machen. Ich wünschte mir einen Tag hier zuzubringen und mich ganz in die alte Ritterzeit hineinzuträumen.

Göthe ist jetzt bei Ihnen. Ich bin ungeduldig, ihn zu sehen. Wenige Sterbliche haben mich so interessirt. Wenn Sie mir wieder schreiben, liebster Freund, so bitte ich Sie, mir von Göthe viel zu schreiben. Sprechen Sie ihn, so sagen Sie ihm alles schöne von meinetwegen, was sich sagen läßt.

Die Iphigenia hat mir wieder einen recht schönen Tag gemacht; obschon ich das Vergnügen, das sie mir gibt, mit der niederschlagenden Empfindung büßen muß, nie etwas ähnliches hervorbringen zu können.

Ich trage jetzt auch das Gerüste zu einem Stück zusammen, und der Sommer, hoffe ich, soll es vollenden. Wird es fertig, wie ich wünsche, so sehe ich es in Hamburg vielleicht spielen; ich bin stark versucht im Spätjahr dahin zu reisen.

Leben Sie recht wohl und lassen Sie bald etwas von sich hören.

Der Ihrige

Schiller.