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Schiller an Eberhard Gmelin, 7. März 1794

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Ludwigsburg den 7. März [Freitag] 1794.

Die Nforschende Gesellschaft in Jena, welche unter der Direction des dortigen Professor der Naturgeschichte Batsch errichtet worden ist, erbittet sich in beiliegendem Diplom von Ihnen die Ehre aus, Sie, mein hochgeschätzter Freund, unter ihre Ehren-Mitglieder zählen zu dürfen, und mir gab sie den angenehmen Auftrag, dieses Gesuch bey Ihnen zu unterstützen. Ich bin um so mehr dabey interessirt, weil ich dadurch berechtigt werde, Ihr College zu heißen, und obgleich wir schon in der Weltbürgerrepublik, wie ich hoffe, längst Mitbürger sind, so ist mir doch jede engere Verbindung theuer, in die wir miteinander treten können. Sehen Sie also, mein verehrter Freund, diese Qualität eines EhrenMitgliedes für das an, was sie ist – nicht sowohl für eine Ehre, die Sie empfangen, sondern für eine, die Sie erweisen.

Meine Hofnung Sie öfters zu sehen, und im IdeenWechsel mit Ihnen Geist und Herz zu erquicken, ist mir sehr vereitelt worden. Aber wer kann gegen das Schicksal fechten? Sie wurden durch Geschäfte, ich durch Krankheit und Witterung daran gehindert, und jetzt, da die Jahreszeit sich verbessert, ist die Zeit meines Hierbleibens verstrichen. Wenn die Witterung es zuläßt, so werde ich wahrscheinlich in 6 biß 8 Tagen meine Zurückreise antreten. Eine seuchenschwangere Lazarethwolke wälzt sich gegen Schwaben her, und ich muß mich hüthen, daß der Blitz nicht in meine baufällige Hütte schlägt. Wahrscheinlich werde ich also am Ende der nächsten Woche die Freude haben, Sie wieder zu sehen, aber zugleich verbittert durch die Nothwendigkeit, Sie bald wieder zu verlassen. Die Meinigen empfehlen sich Ihnen und Ihrer Frau Gemahlin aufs beßte, und ich bin mit herzlicher Freundschaft

Der Ihrige

F. Schiller.