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Schiller an Ernst Kirstein, 31. Januar 1796

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Jena, 31 Jenner [Sonntag] 1796.

Ew. Wohlgebohren

habe ich die Ehre zu benachrichtigen, daß mir die von des Herrn Herzogs v. Aug. Durchlaucht gdst angewiesenen 600 rthlr. D. C. richtig zugekommen sind. Ich werde darüber S. D. meine Dankbarkeit besonders bezeugen und sage Ihnen hier meinen verbindlichsten Dank für den Antheil, den Sie bey dieser Besorgung haben nehmen wollen.

Der Ausführung meines ehemaligen und auch jetzt noch sehr lebhaften Wunsches, Coppenhagen zu sehen und Personen, die mich so hoch verpflichtet haben, sowie denen, welche eine so gute Meinung von mir zu unterhalten geneigt sind, meine Achtung persönlich zu bezeugen, steht nichts entgegen als meine Gesundheit. Diese. Obgleich sie mich glücklicherweise an innerer Thätigkeit nicht hindert, untersagt mir beynahe jede noch so geringe Abänderung in meinem äußern Leben und macht mich, sehr wider meine Neigung, fast immer zu einem Gefangenen meines Zimmers. Nur mit meiner Phantasie und meinem Herzen darf ich mich aus dem eingeschränkten Kreise herauswagen, in welchem ich lebe – und Resignation ist alles, was ich dieser unangenehmen Nothwendigkeit entgegen setzen kann.

Wieviel ich dabey verliere, daß ich von so vielen ausgezeichneten und durch alles, was dem Menschen einen Werth giebt, vortreflichen Personen, als in Coppenhagen versammelt sind, entfernt leben muß, weiß ich aus der Beschreibung, welche mir Baggesen und noch ganz kürzlich Graf Purgstall aus Grätz davon gemacht haben.

Hochachtungsvoll verharre ich Ew. Wohlgeb.

ergebenster

F. Schiller.