Weimar 2. April [Sonnabend] 1805.
Mein langes Stillschweigen werden Sie meinem beständigen Krankseyn vergeben haben. Es war ein trauriger Winter für mich und mit Noth und Mühe habe ich mich aus demselben herausgerungen. Jetzt, da ich wieder anfange aufzuleben, erschrecke ich über die Stockung, die es in alle meine Geschäfte und auch in meine freundschaftlichen Verhältnisse gebracht; nur nach und nach werde ich die verlorenen Fäden wieder finden und anknüpfen können.
Herzlichen Antheil habe ich an der Zufriedenheit genommen, die Sie in Würzburg genießen. Diese wird zunehmen wenn Sie beide sich erst dort einheimisch fühlen, und wenn das Jenaische Bild mehr verlöscht ist. Ihre geistliche Rede habe ich mit Antheil gelesen und mich gefreut, daß es doch in der Zeit so weit gekommen, um über solche Materien mit dieser Freiheit und Aufrichtigkeit an geistlicher Stätte in Würzburg reden zu dürfen.
Wegen Ihres Anliegens das Döderleinsche Monument betreffend, habe ich gleich im vorigen Sommer mit Göthen gesprochen. Er meinte aber daß es nicht schicklich seyn würde, einem theologischen Gelehrten ein Monument in einem botanischen Garten zu setzen. Deßwegen schien ihm der Vorschlag mit einer Büste, die in Jena u. Weimar könnte aufgestellt werden viel rathsamer zu seyn.
Ich sende Ihnen hier lieber Freund den Saldo unserer Rechnung, wie ich sie noch im Gedächtniß habe. Sollte etwas darinn vergessen seyn, so bitte ich mich sogleich davon zu benachrichtigen. Die 43 Thlr., von denen die Rede ist, sende ich mit dieser heutigen Post an Paulus.
Übrigens geht es uns hier wohl, die Krankheiten abgerechnet, die dieser Winter in seinem Gefolge gehabt hat. Auch Goethe war gefährlich krank und ist noch jetzt in der Erhohlung. Auch Thibaut und Ackermann, wie Sie vielleicht nicht wissen, verlassen unser Jena.
Wir grüßen Sie beide herzlich und bitten uns nicht zu vergessen. Empfehlen sie uns Hovens aufs beste und frischen auch bei diesen unser Andenken auf.
Mit ganzem Herzen der Ihrige
Schiller.