HomeBriefesonstige BriefeSchiller an F. Niethammer, 5. Oktober 1791

Schiller an F. Niethammer, 5. Oktober 1791

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Jena d. 5. 8br. [Mittwoch] 91.

Herr D. Mereau wird Ihnen von meinetwegen gesagt haben, daß ich Ihren Wunsch hier zu privatisiren, erfüllen helfen kann. Mit Hilfe zweyer Arbeiten die Ihnen für diesen Winter 15 Ldor zu verschaffen, außer dem, was vielleicht Göschen von seiner Seite gibt, um die Thalia in Ordnung zu bringen. Jezt hat er den Kopf von Meßgeschäften warm, sonst könnte ich Ihnen schon seine Anerbietung bestimmt sagen. Aber durch 15 Ldor sind Sie auf jeden Fall für diesen Winter gesichert. Ich bezahle sie Ihnen zu drey Terminen, und den ersten sogleich mit Anfang des folgenden Monats. Die Arbeiten, welche Sie dafür übernehmen, werden Ihnen des Tags kaum 2 Stunden kosten, und zugleich eine nicht ganz unangenehme schriftstellerische Übung für Sie seyn.

Lassen Sie mich nun recht bald wissen, wie bald ich Sie hier erwarten kann. Mein Haus ist von Studenten besetzt, sonst hätte ich Sie ersucht, dieses vorzuziehen, weil Sie da eine gute Kost und gute Leute finden, und wir auch leicht communiciren könnten. Ich kann Ihnen aber vielleicht eine Wohnung in der Nähe ausfindig machen, wenn Ihnen dieses recht ist. Meine Frau und ich freuen uns der Hofnung, Sie länger und recht oft zu sehen. Mir besonders wird es, da ich ohnehin nicht mehr soviel Zeit am Schreibtisch zubringen darf, wahre Wohlthat seyn, die Abende mit Ihnen durchzuphilosophiren. Leben Sie indessen recht glücklich, und lassen bald etwas von sich hören Ihren ganz ergebenen

Schiller.