HomeBriefesonstige BriefeSchiller an Friedrich Haug, 30. Oktober 1793

Schiller an Friedrich Haug, 30. Oktober 1793

Bewertung:
(Stimmen: 0 Durchschnitt: 0)

Ludwigsburg d. 30. 8br. [Mittwoch] 93.

Recht verbindlichen Dank, lieber Freund, für die überschickten Schriften, und die freundschaftliche Mühe, die Sie meinetwegen übernommen haben. Wie sehr wünschte ich, auch schon Ihrentwegen, HEn. Cotta willfahren zu können, sey es durch welche Schrift es wolle. Aber ob ich gleich an Göschen nicht gebunden bin, so ist derselbe doch mein Freund, und hat ein freundschaftliches Recht wenigstens an die erste Anfrage von mir. Ich habe bereits wegen meiner Schrift über die Theorie des schönen Umgangs an ihn geschrieben, und wenn er solche auf Ostern nicht drucken kann, wie ich haben will, so habe ich darüber freye Hand. Wenn meine Tragödie: Die Johanniter zu Stande kommen sollte, so würde ich noch mehr freye Macht damit haben (denn die Schrift über d. ästhetisch. Umgang gehört eigentlich doch zu der: über Anmuth und Würde, als Pendant, sollte also billig gleichen Druck und Verleger haben) auch würde, wie ich glaube, HE. Cotta mit einem Dramatischen Stück ein größerer Gefallen geschehen. Doch müssen sie ihn preveniren, daß ich mit einer Tragödie, die mir 3 und 4mal soviel Arbeit kostet, als die beßte Schrift von historisch. Oder philosophisch. Innhalt, etwas theuer bin. Unter 30 Carolin kann ich sie HEn. Cotta nicht lassen, und da muß er sehen, wie er mit den Nachdruckern zu recht kommt.

Ich habe die Schriftproben durchgesehen und finde einige darunter, die mir überaus wohl gefallen. Auch hab ich solche schon für mich notirt. Es ligt aber übrigens nicht allein an Papier und Schrift, daß eine Druckschrift gut ins Auge fällt. Beides kann gut gewählt seyn, und wenn es an einer guten geschmackvollen Anordnung fehlt, so ist alles vergebens.

Wenn Sie in diesen Tagen etwas freier über sich disponieren können, so machen Sie doch ja wieder einen Spaziergang nach Ludwigsburg; wäre es auch nur als Wallfahrt zu den theuren Reliquien eines Herrn, der sich so sehr um Sie verdient machte. Wenn Sie den dicken Helfer Conz bereden können, Sie zu begleiten, so bringen Sie ihn ja mit. Grüßen Sie ihn beßtens von mir.

Ganz der Ihrige

Schiller.