HomeBriefesonstige BriefeSchiller an Johann Frauenholz, 26. Mai 1794

Schiller an Johann Frauenholz, 26. Mai 1794

Bewertung:
(Stimmen: 0 Durchschnitt: 0)

Jena 26. Mai [Montag] 1794.

Für gütige Uebersendung der 6 Abdrücke meines Portraits sage ich Ihnen den verbindlichsten Dank. Die Arbeit ist vortreflich ausgefallen, der Stich voll Kraft und doch dabey voll Anmuth und Flüssigkeit. Auch finden es alle, die es bei mir sahen, ähnlich, und mehr, als sich unter diesen Umständen erwarten ließ, getreu. Nun wünsche ich von ganzem Herzen, daß die Aufnahme dieses so gut gelungenen Produkts Ihren gerechten Erwartungen entsprechen möge.

Zu einer Zeichnung oder einem Gemählde von Herrn Coadjutor wird sich vielleicht in einigen Monaten Rath finden, und wie ich hoffe, ohne Ihnen Unkosten zu machen.

Die Zeichnung allein könnte ich Ihnen vielleicht bald verschaffen, aber es wird sich wahrscheinlich arrangieren lassen, daß der Herr Coadjutor sich in einigen Monaten mahlen läßt, und dann würde es für den Kupferstecher vortheilhafter seyn, wenn er Gemählde und Zeichnung beisammen haben könnte.

Zum Nachfolger Herzberg’s wüßte ich vor der Hand keinen bessern, als Herrn Professor Garve aus Breslau, und vorzüglich Hrn. Professor Kant aus Königsberg, den zwar Hr. Lips schon für die Litteratur Zeitung ausgeführt hat, aber nicht so, daß ein neuer Stich dadurch überflüssig würde. Ich glaube daß Herr Professor Hufeland von hier ein sehr wohl getroffenes Bildniß von Kant besitzt, welches vielleicht zu bekommen seyn würde. Außer diesen ist Herr Geheimer-Rath von Thümmel, Herr Professor Fichte aus Jena, Herr Hofrath Voss aus Etuin, Herr geheimer Hofrath Schlosser aus Karlsruhe, Herr Leg. Rath Klopstock aus Hamburg, Herr Geheimer Rath Jacobi aus Düsseldorf, welche mir alle der Aufnahme in Ihrer Sammlung würdig scheinen.

Ihre Idee wegen einer splendiden Ausgabe des Don Karlos mit Kupfern ist mir sehr schmeichelhaft, und es sollte mich unendlich freuen, wenn sie zu Stande käme. Da würde ich Ihnen aber doch rathen, die Zeichnungen, so weit es angeht, durch Herrn Ramberg ausführen zu lassen, der zu einer englischen Edition Shakespears und noch neuerlich zu Wieland’s Schriften vortrefliche Zeichnungen geliefert hat. Unter allen neuen Zeichnern kenne ich keinen, der mehr Genie, Geist und Grazie besitzt, und mehr Anmuth mit Kraft vereinigt.

Einstweilen empfehle ich mich Ihrer Gewogenheit, und verharre mit Achtung

Ihr gehorsamer Dr.

F. Schiller.