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Schiller an Johann Unger, 26. Mai 1799

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Jena, 26. May [Sonntag] 99.

Zu Ihrer Sammlung von Romanen werde ich gern meinen Beitrag geben, sobald sich Stoff und Stimmung zu einer solchen Arbeit bei mir findet, und habe daher auch nichts dagegen, wenn Sie mich unter der Zahl derer, die dazu beitragen wollen, nennen. Ein gleiches trägt Göthe mir auf, Ihnen zu versichern. Ueber die Bedingungen werden wir alsdann leicht einige werden.

Findet sich unter den kleinen Erzählungen, die ich in Händen habe, und die mir für die Horen zu spät sind eingesendet worden, etwas passendes für Ihren Zweck, so werde ich es Ihnen zuschicken.

Göthe sagte mir dieser Tage, daß Sie ihn an einen neuen Band seiner Schriften erinnert hätten. Ich weiß nicht, ob er jetzt etwas neues für diese Sammlung hat, ich habe ihm aber schon längst angelegen, die kleinen Gedichte, Elegien, Idyllen, Epigramme, Balladen, Lieder etc. die er in den letzten 8 Jahren gemacht hat und in Almanachen und Journalen zerstreut hat drucken lassen, in einen Band, etwa den VIIten seiner Werke zu sammeln. Eine solche Sammlung würde gewiß Vielen sehr willkommen seyn und ich wünschte, daß Sie ihn dazu bereden könnten.

Wegen unserer Ausgabe eines deutschen Theaters ist nur Eine Schwierigkeit, ob man die Unternehmung nicht unter der verhaßten Form eines Nachdrucks betrachten wird. Wenn dies nicht zu fürchten ist, so wäre Göthes und meine Idee, jede Messe 5 oder 6 Stücke, in zwey Bänden vertheilt, herauszugeben, nebst einer kritischen Rechenschaft über die Wahl der Stücke und einer kurzen Beurtheilung derselben. Wenn Sie für diese 4 Bände die Summe von 100 Caorlin geben zu können glauben, ohne daß der Preiß eines Bandes höher als einen Reichsthaler gesezt zu werden braucht, so wird das Publikum und wir unsre Rechnung dabei finden.

Wenn Sie mir bald ein paar Worte darüber sagen wollen, so ersuche ich Sie zugleich mir etwas über die Repräsentation meines Wallenstein in Berlin zu schreiben, wovon ich noch kein Wort gehört habe, auch wenn es angeht einen Comödienzettel, wegen der Rollenbesetzung beizulegen.

Mit Achtung und Ergebenheit der Ihrige

Schiller.