HomeBriefesonstige BriefeSchiller an Ludovika v. Simanowitz, 24. Juni 1793

Schiller an Ludovika v. Simanowitz, 24. Juni 1793

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Jena den 24. Jun. [Montag] 1793.

Schon seit langer Zeit habe ich mir das Vergnügen vorbehalten meiner bewunderten und verehrungswürdigen Landsmännin für das schöne Geschenk Dank zu sagen, das Sie mir mit dem Bilde meiner Mutter gemacht hat. Jeder, der es sieht, bewundert die Künstlerinn, und ich, der ich zu wenig Kenner bin, um einer so geschickten Meisterin durch mein Urtheil ein Compliment zu machen, sezte zu dem allgemeinen Urtheil bloß hinzu, daß ich meine gute Mutter in diesem Bilde vollkommen wieder fand. Erst vor wenigen Tagen blieb Lavater, der auf seiner Durchreise bey mir einsprach, vor diesem Portrait stehen und huldigte der geschickten Hand, die es verfertigte.

Wie sehr, Madame, würde ich mich freuen, wenn ich einen Pendant zu diesem Bilde von der nehmlichen Hand erhalten könnte. Aber das ist, wie ich fürchte, ein unbescheidener Wunsch, und ich würde ihn auch in der That nicht gewagt haben, wenn nicht eine Versicherung von meinem Vater, daß Ew. Wohlgeb. Nicht ganz dagegen abgeneigt wären, mir dazu Muth machte.

Vielleicht habe ich in einem Vierteljahr das Glück, Ihnen in meinem Vaterlande die Versicherung meiner Hochachtung mündlich zu erneuern, mit der ich mich jetzt unterzeichne

Ew. Wohlgeb gehorsamster Diener

Fr. Schiller. Pr.