Jena, den 19. März [Montag] 1798.
Magnifice Academiae Prorector.
Hochwürdige, Hochwohl- und Wohlgeborene
Insonders Hochzuehrende Herrn.
Der ehrenvolle Beweis, den ich durch die mir gnädigst conferirte Würde eines Professor ordinarius honorarius von den gütigen Gesinnungen unserer Durchlauchtigsten Nutritoren gegen mich kürzlich erhalten und die schmeichelhaften Äuserungen, womit dieses angenehme Geschenk von Seiten Ew. Magnificenz, Hochwürden, Hochwohl- und Wohlgebohren begleitet war, haben mich um so mehr gerührt, da meine GesundheitsUmstände mir leider nun schon lange nicht mehr verstattet haben, durch eine nützliche Thätigkeit in meinem academischen Beruf mir einen Anspruch auf eine solche Gunst zu erwerben.
Ich gestehe, daß ich in diesem Augenblick den Verlust meiner Gesundheit doppelt beklage, da ich dadurch verhindert bin, den hohen Werth den ich auf das erhaltene Geschenk lege, durch eine verdoppelte Anstrengung meiner Kräfte zu beweisen. Nehmen aber Ew. Magnificenz, Hochwürden, Hochwohl- und Wohlgebohren meine aufrichtige Dankbezeugung dafür an und die Versicherung, daß ich die Ehre, in einer nähern Verbindung mit Ihnen zu stehen, in ihrem ganzen Umfange fühle, und daß es so lange, bis meine gestärktere Gesundheit mir wieder vergönnen wird, meinem academischen Berufe abzuwarten, mein eifrigstes Bestreben seyn wird, durch die einzige mir übrig bleibende schriftstellerische Thätigkeit mich als ein nicht unwürdiges Mitglied dieser ruhmvollen, im Auslande sowohl als im Vaterlande mit Recht geehrten Academie zu beweisen.
Der ich mit schuldiger Devotion und Ehrfurcht verharre
Ew. Magnificenz
Hochwürden, Hochwohl- und Wohlgebohren
Meiner insbesonders hochzuverehrenden Herrn
gehorsamster Diener
Friderich Schiller.