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Schiller an Friedrich Cotta, 27. Juni 1804

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Weimar 27. Juny [Mittwoch] 1804.

Es freut mich mein werthester Freund, daß Ihnen der Tell Vergnügen machte. Ich hab ihn mit Liebe gearbeitet, und was aus dem Herzen kommt, geht zu Herzen. Die Schwierigkeit war nur, ein Volk und Land zu schildern, wo ich nie gewesen, und wo doch das Locale und Individuelle so sehr mit in Anschlag kommt. Ich bin daher sehr zufrieden, wenn Schweizer und andre, die die Schweiz besucht haben, das Land und Volk in meiner Schilderung erkennen.

Der Druck nimmt sich sehr gut aus, und der Setzer scheint mit Sorgfalt zu arbeiten. Ich habe nur einiges zu corrigieren gefunden.

Es geht mir noch immer im Kopf herum, daß an die bloße Verzierung so viel Geld soll verschleudert werden. Ich habe Ihnen daher einen Vorschlag zu thun, der Ihnen eine unnöthige Ausgabe ersparen kann. Ich dächte, Sie nähmen für diese Ausgabe nur höchstens 3 Kupfer, die zwey schon überschickten und den Landvogt, der auch schon gestochen ist; doch könnte auch dieser fürs erste wegbleiben. Von diesen Kupfern ließen Sie etwa 2000 Abdrücke zu den guten Exemplaren illuminieren und sezten einen LadenPreiß von 1 Rthlr. 18 Gr. auf das Exemplar. Zu allen übrigen Exemplarien gäben Sie dann entweder gar kein oder bloß unilluminierte Kupfer, und welche auch nicht auf so theurem VelinPapier abgedruckt würden.

Alle übrigen Bilder, welche schon gezeichnet und zum Theil gestochen sind könnten nächstes Jahr in einem besondern Theater Almanach, den ich mich anheischig mache, Ihnen zu liefern, und der bloß zu einer Uebersicht des deutschen TheaterWesens bestimmt wäre, nachgeliefert werden. Ein solcher Almanach gienge dann vor sich, und für den Text brauchte nicht soviel aufgewandt zu werden, weil die Kupfer das Werk verkauften.

Jezt haben Sie nur die Güte, aufs eheste zu bestimmen, wie viele Kupfer und wieviel Exemplare von jedem abgedruckt und illuminiert werden sollen, denn wir dürfen keine Zeit mehr verlieren. Provisorisch habe ich Ordre gegeben 500 bis 1000 von den beiden, die Sie kennen, zu illuminieren. Auch ließe sich vielleicht noch 1 Rthlr. vom 100 herunter handeln, denn 6 Rthlr. scheint mir doch viel zu seyn.

Den Calender rieth ich ganz und gar weg zu lassen, und bloß zu setzen: Wilhelm Tell etc. etc. etc. zum Neujahrsgeschenk auf 1805 (für die Schweiz oder überhaupt könnte vielleicht gleich gesezt werden: zum fünften Jubeljahr der schweizerischen Freiheit)

Auch an den Einband würde ich nicht viel zu wenden rathen. Alle Exemplare ließe ich in eine saubere Decke, welche dazu erfunden werden müßte, bloß broschieren.

Auf VelinPapier ließe auch nichts abdrucken, da Sie ja ein sehr schönes Papier zu den übrigen haben.

Wenn Sie dieses beobachten, th. Freund, so können Sie hoffe ich, von dem Tell viel größre Vortheile ziehen, denn eben diese wünsche ich Ihnen von Herzen, und das Stück sollte mir noch eins so lieb seyn, wenn es auch Ihnen schöne Früchte trüge, und ein Mittel werden könnte, mich meiner so großen Verpflichtungen gegen Sie zu entledigen.

An Posselt verlieren Sie allerdings, denn seine Annalen sind ein sehr schäzbares Institut, das Sie ja suchen müssen im Gange zu erhalten. Leider habe ich in politischen Dingen nichts, weder im Schreibpult noch im Kopfe, vorräthig. Aber wäre es nicht möglich, Johannes Müller für diese Unternehmung zu interessieren. Da er jezt in Berlin leben wird, so hat er völlige Freiheit und alles politische geht ihm ohnehin durch die Hände.

Meine Frau rechnet erst im August auf ihre Niederkunft. Sie ist für ihre Umstände erträglich wohl und wir hoffen das Beste.

Herzlich empfiehlt sie sich, mit mir Ihnen beiden. Ganz der Ihrige

Sch.