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Charakterisierung von Talbot, der Graf von Shrewsbury aus Schillers Drama »Maria Stuart«

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Georg Talbot, der Graf von Shrewbury, ist neben Leicester und Burleigh die wichtigste Person im Staatsrat. Der historische Shrewsbury war der frühere Hüter der Maria Stuart, welcher sich durch die Milde gegen seine königliche Gefangene Vorwurf und übler Nachrede zuzog. Später gehörte er zu denen, welche mit der Vollstreckung des Urteils beauftragt wurden. Schiller hat ihm die Würde des Großsiegelbewahrers  zu erteilt und seinen Charakter in schönster Weise idealisiert.

Talbot ist hoch betagt, Protestant, aber kein blinder Eiferer, sondern ein wahrhafter und aufrichtiger Charakter. Dessen strenges Gerechtigkeitsgefühl ist mit mildem Sinn gepaart. Er möchte nicht, dass die Barmherzigkeit im Staatsrat schweigt. Talbot erinnert lebhaft an den Grafen Lerma im Don Carlos. Er ist ein würdiger Vertreter des Humanitätsprinzips. Er erscheint als Fürsprecher der Maria Stuart, der sich nicht fürchtet, sich den Zorn von Königin Elisabeth auszusetzen, und die unglückliche Gefangene zu retten. Dabei wendet er nur edle und würdige Mittel an, um dieses Ziel zu erreichen. So versucht Talbot Maria vor der Zusammenkunft beider Königinnen zu sprechen, um sie vorzubereiten. Und nach dem von ihm selber abgewehrten Mordanfall auf Elisabeth bemüht er sich, diese mit gewichtigen Gründen von dem Unrecht ihres Vorhabens zu überzeugen. Auf dem Frieden ihrer Seele bedacht, macht er sie auf dessen Folgen aufmerksam. Aber leider bleibt seine Auffassung der Verhältnisse eine individuelle. Talbot vermag nicht durchzudringen, die Personen und der Geist seiner Zeit sind seinem Ideal nicht reif. So zieht er sich schließlich ganz auf sich selbst zurück.