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Charakterisierung Graf Maximilian von Moor aus Schillers Drama „Die Räuber“

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Maximilian von Moor ist das Haupt der gräflichen Familie. Der alte Graf Moor ist in den Sechzigern. Seine Ahnen verdanken ihrem Adel (IV, 2) dem Kaiser Friedrich Barbarossa. Seine Gattin hat er frühzeitig verloren. Nur der alte Daniel erwähnt sie, bei seinen Söhnen findet sich keine Erinnerung an ihre Mutter. Die Erziehung seiner Söhne hatte so Graf Moor allein zu übernehmen. Auch Amalia erzog er. Sie ist eine arme Waise, die bei ihm aufgewachsen ist. Nach dem Tod seiner Frau hat Graf Moor seine ganze Liebe auf diese drei Kinder übertragen. Er ist ein guter, aber auch ein schwacher Mann. Er war blind in seiner Liebe und zog seinen ältesten Sohn Karl dem jüngeren Franz vor. Franz hat dies merken müssen. Nun erlebt der alte Graf Moor das Unglück, beide Kinder missraten zu sehen. Er fühlt auch, dass er die Schuld daran trägt. Er fühlt, dass „die Sünden der Väter heimgesucht werden an den Kindern“.

Es ruft unsere ganze Teilnahme hervor, den guten bibelgläubigen Mann leiden zu sehen. Bei seinem eigenen Schicksal gedenkt er der Geschichte Jacobs und Josefs, der mit Hiobs Worten um den Verlust seiner Söhne klagen kann. In dem Gefühl seines herannahenden Endes verlangt Graf Moor mit aufrichtigem Herzen nach dem Abendmahl. Aber was hilft das alles, er – als Repräsentant des Alten Adels und der alten Welt – hat kein Rückgrat. Er ist schwach in seiner Erkenntnis, schwach in seinen Taten und ohne Zuversicht. Als Menschenkenner würde er merken, dass Franz eine Komödie mit ihm spielt. Er würde die Tücke von Franz nicht bloß ahnen, sondern durchschauen. Er würde ihm nicht in einem Augenblick tausend Flüche nachdonnernd und ihn kurz darauf um Verzeihung bitten. So ist der alte Graf Moor ein Sinnbild der kranken, altersschwachen Zeit, ein Mann, der durch die ungerechte Bevorzugung eines seiner Kinder eine schwere Schuld auf sich geladen und nun zur Strafe dafür sich in beiden Söhnen betrogen sieht. In seiner Verzweiflung bleibt ihm daher nichts weiter übrig, als sich selbst anzuklagen und sein Schicksal als verdient zu betrachten.