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Don Carlos – 1. Akt, 5. Auftritt

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Carlos.
Das kann ich auch. – Sie zu erkämpfen, hab‘
Ich Riesenkraft; Sie zu verlieren, keine.

Königin.
Gestehen Sie es, Carlos – Trotz ist es
Und Bitterkeit und Stolz, was Ihre Wünsche
So wüthend nach der Mutter zieht. Die Liebe,
Das Herz, das Sie verschwenderisch mir opfern,
Gehört den Reichen an, die Sie dereinst
Regieren sollen. Sehen Sie, Sie prassen
Von Ihres Mündels anvertrautem Gut.
Die Liebe ist Ihr großes Amt. Bis jetzt
Verirrte sie zur Mutter. – Bringen Sie
O, bringen Sie sie Ihren künft’gen Reichen
Und fühlen Sie, statt Dolchen des Gewissens,
Die Wollust, Gott zu sein. Elisabeth
War Ihre erste Liebe; Ihre zweite
Sei Spanien. Wie gerne, guter Carl,
Will ich der besseren Geliebten weichen!

Carlos (wirft sich, von Empfindung überwältigt, zu ihren Füßen).
Wie groß sind Sie, o Himmlische! – Ja, Alles,
Was Sie verlangen, will ich thun. – Es sei!
(Er steht auf.)
Hier steh‘ ich in der Allmacht Hand und schwöre
Und schwöre Ihnen, schwöre ewiges –
O Himmel, nein! nur ewiges Verstummen,
Doch ewiges Vergessen nicht.

Königin.
Wie könnt‘ ich
Von Carlos fordern, was ich selbst zu leisten
Nicht Willens bin?

Marquis (eilt aus der Allee).
Der König!

Königin.
Gott!

Marquis.
Hinweg,
Hinweg aus dieser Gegend, Prinz!

Königin.
Sein Argwohn
Ist fürchterlich, erblickt er Sie –

Carlos.
Ich bleibe.

Königin.
Und wer wird dann das Opfer sein?

Carlos (zieht den Marquis am Arme).
Fort, fort!
Komm, Roderich! (Er geht und kommt noch einmal zurück.)
Was darf ich mit mir nehmen?

Königin.
Die Freundschaft Ihrer Mutter.

Carlos.
Freundschaft! Mutter!

Königin.
Und diese Thränen aus den Niederlanden.

(Sie gibt ihm einige Briefe. Carl und der Marquis gehen ab. Die Königin sieht sich unruhig nach ihren Damen um, welche sich nirgends erblicken lassen. Wie sie nach dem Hintergrunde zurückgehen will, erscheint der König.)

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