HomeText: Wilhelm Tell2. AktWilhelm Tell – Text: 2. Aufzug, 2. Szene

Wilhelm Tell – Text: 2. Aufzug, 2. Szene

Seite 9 von 10
Bewertung:
(Stimmen: 130 Durchschnitt: 3.5)

Auf der Mauer:
Ihr habt’s gehört. Recht und Gerechtigkeit
Erwartet nicht vom Kaiser! Helft euch selbst!

Reding:
Nichts andres bleibt uns übrig. Nun gebt Rat,
Wie wir es klug zum frohen Ende leiten.

Walther Fürst tritt in den Ring:
Abtreiben wollen wir verhassten Zwang,
Die alten Rechte, wie wir sie ererbt
Von unsern Vätern, wollen wir bewahren,
Nicht ungezügelt nach dem Neuen greifen.
Dem Kaiser bleibe, was des Kaisers ist,
Wer einen Herrn hat, dien ihm pflichtgemäss.

Meier:
Ich trage Gut von Österreich zu Lehen.

Walther Fürst:
Ihr fahret fort, Östreich die Pflicht zu leisten.

Jost von Weiler:
Ich steure an die Herrn von Rappersweil.

Walther Fürst:
Ihr fahret fort, zu zinsen und zu steuern.

Rösselmann:
Der grossen Frau zu Zürch bin ich vereidet.

Walther Fürst:
Ihr gebt dem Kloster was des Klosters ist.

Stauffacher:
Ich trage keine Lehen als des Reichs.

Walther Fürst:
Was sein muss, das geschehe, doch nicht drüber.
Die Vögte wollen wir mit ihren Knechten
Verjagen und die festen Schlösser brechen,
Doch wenn es sein mag, ohne Blut. Es sehe
Der Kaiser, dass wir notgedrungen nur
Der Ehrfurcht fromme Pflichten abgeworfen.
Und sieht er uns in unsern Schranken bleiben,
Vielleicht besiegt er staatsklug seinen Zorn,
Denn bill’ge Furcht erwecket sich ein Volk,
Das mit dem Schwerte in der Faust sich mässigt.

Reding:
Doch lasset hören! Wie vollenden wir’s?
Es hat der Feind die Waffen in der Hand,
Und nicht fürwahr in Frieden wird er weichen.

Stauffacher:
Er wird’s, wenn er in Waffen uns erblickt,
Wir überraschen ihn, eh er sich rüstet.

Meier:
Ist bald gesprochen, aber schwer getan.
Uns ragen in dem Land zwei feste Schlösser,
Die geben Schirm dem Feind und werden furchtbar,
Wenn uns der König in das Land sollt fallen.
Rossberg und Sarnen muss bezwungen sein,
Eh man ein Schwert erhebt in den drei Landen.

Stauffacher:
Säumt man so lang, so wird der Feind gewarnt,
Zu viele sind’s, die das Geheimnis teilen.

Meier:
In den Waldstätten findt sich kein Verräter.

Rösselmann:
Der Eifer auch, der gute, kann verraten.

Walther Fürst:
Schiebt man es auf, so wird der Twing vollendet
In Altdorf und der Vogt befestigt sich.

Meier:
Ihr denkt an euch.

Sigrist:
Und ihr seid ungerecht.

Meier auffahrend:
Wir ungerecht! Das darf uns Uri bieten!

Reding:
Bei eurem Eide! Ruh!

Meier:
Ja, wenn sich Schwyz
Versteht mit Uri, müssen wir wohl schweigen.

Dieser Beitrag besteht aus 10 Seiten: