HomeBriefeBriefwechsel mit Gottfried KörnerSchiller an Gottfried Körner, 10. April 1795

Schiller an Gottfried Körner, 10. April 1795

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Jena, den 10. April [Freitag] 1795.

Es freut mich, daß die Büste glücklich angekommen ist, und Dir gefällt. Du wirst den Professor Dannecker recht erfreuen, wenn Du ihm einige Worte darüber schreibst.

Deinem Aufsatz sehe ich mit Verlangen entgegen. Uebereilen darfst Du Dich aber nicht; denn glücklicherweise habe ich das Manuscript für den Anfang des Stücks in Händen; wenn ich also Deinen Aufsatz nur vor dem 21sten April habe, so ist es noch Zeit damit.

Das Stück, worin er erscheint, wird sehr reichhaltig. Es wird 8 verschiedene Aufsätze enthalten.

Kant hat mir einen recht freundschaftlichen Brief geschrieben; bittet aber in Ansehung der Horen um Aufschub. Ueber meine ästhetischen Briefe, die er sehr rühmt, will er mir mehr schreiben, wenn er sie erst studirt hat. Mich freut indessen nur, daß wir den Alten doch in unserer Societät haben.

Goethe ist schon seit 14 Tagen hier, und erscheint jeden Abend pünktlich, wo dann allerlei durchgesprochen wird. Er ist jetzt mit einem Trauerspiel im alt-griechischen Geschmack beschäftigt: der Inhalt ist die Befreiung des Prometheus.

Der zweite Theil Meisters erscheint gewiß auf der Messe.

Hast Du ein Gedicht von Wieland: Die Wasserkufe, in einem der letzten Stücke des Mercurs gelesen. Es ist recht artig.

Was denkst Du zu einer Charakteristik des Goetheschen Genies aus allen seinen Schriften? Wäre dies nicht eine interessante Arbeit für Dich? – Denn jetzt mußt Du doch ernstlich auf einen neuen Aufsatz denken?

In 3 Tagen beziehe ich ein neues Logis, worauf ich mich sehr freue, weil ich dort eine viel angenehmere Existenz haben werde.

Dein Sch.