HomeBriefeBriefwechsel mit Gottfried KörnerSchiller an Gottfried Körner, 17. August 1795

Schiller an Gottfried Körner, 17. August 1795

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Den 17. Aug. [Montag] 95.

Dein langes Stillschweigen schon seit einem Monat fängt an, mich zu beunruhigen, da ich es mir aus keiner natürlichen Ursache zu erklären weiß. Zwei Briefe von mir an Dich sind noch unbeantwortet, ich erwarte schon seit 14 Tagen Langbeins Gedichte, und hoffte auch von Dir selbst Manuscript zu erhalten. Von allem nichts und ich muß nun beinahe fürchten, daß Du krank seist. Schreib, oder laß in dem letzten Falle mir doch gleich schreiben, was Du machst. Sobald ich Nachricht von Dir habe, kann ich Dir auch etwas zu lesen schicken.

Ich selbst habe mich diesen Sommer nie recht wohl befunden, und ob ich gleich Lust und Kräfte zum Arbeiten hatte, so erlauben mir doch meine Krämpfe kaum, das Haus zu verlassen. Zum Glück wohne ich jetzt angenehm und frei, und kann also das Ausgehen eher missen.

Goethe ist seit 8 Tagen wieder zurück, und dies bringt wieder einige Veränderung in meine Einsamkeit.

Lebe wohl für heute; mit Ungeduld warte ich auf ein Lebenszeichen von Dir, und werde alsdann auch mehr zu schreiben haben.

Mein Musenalmanach ist, was das Manuscript betrifft, in wenig Tagen ganz fertig, und ich denke, daß er unter seinen Brüdern keine schlechte Figur machen soll. Von Goethe allein sind über 150 zusammengehörender Epigramme darin, von Herder auch über 20 Stücke, und von mir etwa 15 kleine und große Gedichte. Die Goetheschen Epigramme kann ich Dir vorher noch senden, sowie meine eigenen Gedichte, weil von beiden Abschriften genommen werden. Auch in dem 9ten Stück der Horen erscheinen zwei größere Gedichte von mir. Du kannst daraus auf meine poetische Fruchtbarkeit in diesen letzten 7 Wochen den Schluß machen.

S.