HomeBriefeBriefwechsel mit Gottfried KörnerSchiller an Gottfried Körner, 20. Oktober 1797

Schiller an Gottfried Körner, 20. Oktober 1797

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Jena, 20. October [Freitag] 1797.

Nur ein Paar Worte zur Begleitung dieses Pakets.

Es freut mich sehr, daß Du mit meinen Sachen im Almanach soweit zufrieden bist. Der Gang nach dem Eisenhammer ist für mich ein neues Genre gewesen, an das ich mich nicht ohne Furcht wagte; ich bin nun neugierig, was die zwei anderen aus meinem kritischen Kleeblatt, Goethe und Humboldt, dazu meinen werden.

Du thust Schlegel, meines Bedünkens, doch zu viel, wenn Du seine Gedichte im Almanach auf gleichen Fuß behandelst; in den Stanzen über Romeo und Julie hat er sich wirklich übertroffen: sie haben einen ächten Schwung und zeigen ein Gefühl, das ich ihm nimmer zugetraut hätte – wenn er sie nur nicht irgendwo gestohlen hat.

Auch die entführten Götter haben viel Gutes. Seinen Prometheus und Arion gebe ich Dir preis.

Was sagst Du zu meinen neuen Leuten: Schmidt, K., A. und F.? Es wäre mir gar angenehm, und auch Goethe, dem ichs mittheilen würde, wenn Du den Almanach, ungefähr ebenso wie voriges Jahr, kritisch durchlaufen wolltest. Unter den Melodien, die ich hier mitschicke, mußt Du das Reiterlied tiefer spielen, als es gesetzt ist, wie Du sehen wirst. Es war eine sonderbare Idee vom Musicus, die Cuirassire so hoch singen zu lassen, als kaum eine Weiberstimme hinaufreicht. Sonst aber hat die Melodie mir wohlgefallen. Wenn Du die Deinige ein wenig anders aufschreiben lassen und mir schicken wolltest, wäre mirs lieb. In der Abschrift, die Du mir geschickt, sind die Melodien zu den einzelnen Strophen ein wenig durcheinander geworfen, und der Spieler und Sänger verwirrt sich beim Suchen.

Auch Zelter hat das Reiterlied gesetzt, und man sagt, es sei ihm besonders gut gerathen. Ich habe es aber noch nicht erhalten.

Lebe wohl. Mein kleiner Ernst ist wieder auf dem Wege der Besserung.

Wir sind seit 3 Tagen wieder in der Stadt und ich sitze und schwitze am Wallenstein.

Herzlich grüßen wir Euch alle.

Dein S.