Weimar, 10. Jun. [Freitag] 1803.
Zelter aus Berlin, der diesen Brief Dir überbringt wird eine sehr interessante Bekanntschaft für euch alle seyn, und Dir besonders einen fruchtbaren Stoff zu musikalisch Unterhaltung geben. Er dirigiert, wie Du vielleicht schon weißt, das große SingInstitut in Berlin, welches der verstorbene Fasch eingerichtet hat. Seine Balladen- und Lieder-Melodien sind treflich und er trägt sie mit großem Ausdruck vor. Die Bajadere, der Zauberlehrer, der Taucher, meine Dithyrambe u. a. m. sind meisterhaft gesetzt; doch Du wirst selbst davon urtheilen. Er ist übrigens ein Mann voll Bildung und tüchtigem Schrot und Korn, wie es nicht viele giebt. Er bringt auch einige Novitäten von mir mit, die Du noch nicht kennst und die ich ihm zum componieren gegeben, eine Ballade von Rudolph von Habspurg, ein Punschlied, und ein andres ernstes Gesellschaftslied im Geschmack des Lieds an die Freude, doch, wie ich hoffe, etwas besser gerathen. Einige andre Kleinigkeiten findest Du in dem hier folgenden zweiten Band meiner Gedichte.
Lebe recht wohl, wir grüßen euch herzlich.
Dein Sch.