Weimar 10. 8ber [Montag] 1803.
Das Mscrpt der 2 französ. Stücke habe ich endlich wieder erhalten und schicke Dirs. – Der Neffe als Onkel ist ein unterhaltendes Ding auf dem Theater; wie der Parasit sich machen wird, weiß ich noch nicht. Uebermorgen wird man ihn zum erstenmal hier spielen.
Ich war einige Tage in Jena1, wo es jetzt nicht erfreulich aussieht, weil Loder, Paulus und Schütz mit ihrem ganzen Gefolg wegziehen und noch kein Ersatz dafür da ist. An der neuen Litt.Zeitung in Jena habe ich nur den Namen nach Theil, mit der Direction befasse ich mich nicht, und mitrecensiren werde ich auch wenig. Die ganze Sache ist unverständig angefangen, und es kann nichts dabei herauskommen. Ich fürchte, daß man sich prostituiren wird2.
Mehr, als dieses, bekümmert mich der Verfall der Universität. Ich bin nicht ganz unthätig gewesen, das hiesige Ministerium und den Herzog zu einem nachdrücklicheren Schritt zu bewegen; aber es ist ein böser Geist hier zu Hause, der sich allen guten Maßregeln widersetzt. Hätte mich die Natur zu einem akademischen Lehrer gestempelt, so entschlösse ich mich kurz und gut, und ginge selbst wieder hinüber, um etwas um mich herum zu versammeln, und Andere nach zu ziehen. Aber dieses ist nicht mein Fach und ich würde die noch übrigen Jahre der Thätigkeit fruchtlos verlieren. Also kann ich nichts thun, als mich ärgern.
Ihr werdet unsere Herzogin nun kennen gelernt haben. Sie ist eine recht wackere Frau, und es lebt sich recht gut in ihrer Gesellschaft.
Ich bin nicht unthätig, doch rücke ich nicht schnell fort, weil ich mich mit dem historischen und geographischen Theil meines Stoffes erst befreunden muß.
Lebe recht wohl, und grüße alles herzlich von mir. Meine Frau ist in Rudolstadt, und ich bin hier allein mit den Kindern.
Die Inlage sei so gut an meine Schwägerin zu bestellen.
Dein Sch.