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Schiller an August Iffland, 15. Oktober 1798

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Jena den 15 October [Montag] 98.

Ich erhielt Ihren werthen Brief eben als ich im Begriff war, nach Weimar zur Repräsentation von Wallensteins Lager abzugehen, und sogleich nach meiner Zurückkunft eil ich, Ihnen zu antworten.

Wallenstein ist eine Suite von drey Stücken. Das erste heißt Wallensteins Lager, es ist ein Vorspiel in einem Act, welches 5 Viertelstunden spielt und die mehrsten Figuren hat. Es ist ein Gemählde der Wallensteinischen Armee, giebt ein Bild von Deutschlands Zustande im 30jährigen Krieg, zeigt die Dispositionen der Regimenter für und gegen den Feldherrn und ist bestimmt, den Grund zu zeichnen, auf welchem die Wallensteinische Unternehmung vorgeht. Man kann es zwar, wie wir in Weimar wirklich gethan haben, für sich allein spielen, da es ein Kriegs und Lagergemählde ist und ein Ganzes für sich ausmacht. Schicklicher aber wird es mit dem zweiten Stücke verbunden.

Dieses zweite Stück heißt die Piccolomini, von den beiden, am meisten darin handelnden Personen. Es ist in 5 Akten, wird aber nicht viel über 2 gute Stunden spielen. Dieß Stück enthält die ganze Exposition des Wallenstein und hört da auf, wo der Knoten geschürzt ist. Am Schlusse hat es einen Epilog, der den Uebergang zu dem dritten Stück bildet.

Das dritte Stück heißt Wallensteins Abfall und Tod und ist die eigentliche Tragödie. Da die Exposition völlig geschehen und der Knoten geschürzt ist, so ist es von der ersten Scene an eine ununterbrochene fortgehende Handlung. Es hat auch fünf Akte und wird drey kleine Stunden spielen. Die Decoration wird in allen drey Stücken nicht anders als zwischen den Akten verändert, die Dekoration für alle 3 Stücke überhaupt so wie auch das Kostüme kann Ihnen vorläufig zugesendet werden.

Da ich die Repräsentation in Weimar dazu benutze, um den Stücken die nur möglichste Gelenkigkeit und Lebhaftigkeit zu geben, so kann ich sie nicht eher an ein andres Theater absenden, als bis ich jedes in Weimar habe spielen sehen. In den ersten Wochen des Decembers, nicht früher, kann das dritte Stück zu Weimar gegeben seyn, und so könnte ich ohngefähr auf den 18. oder 20. December die sämmtliche Suite an Sie abgehen lassen.

Das Vorspiel ist in kurzen gereimten Versen, etwa wie Göthes Puppenspiel und sein Faust. Die zwey andern Stücke sind in freien Jamben, und für die bequeme Recitation des Schauspielers eingerichtet.

Die Verse des Vorspiels sind bei dem Weimarischen Theater mit sehr vieler Leichtigkeit gesprochen worden und haben das Publikum wohl unterhalten.

Ich mache ungern Bedingungen, indessen da es in solchen Fällen das Beste ist, seine Intention gerade heraus zu sagen, so will ich keine Umstände machen. Ich verlange für die drey Stücke zusammen 60 Friedrichsd’or, ein Preiß, bei dem ich allerdings die Größe des Berliner Publikums, den Glanz Ihres Theaters und vorzüglich Ihre Gefälligkeit in Anschlag gebracht habe.

Ich habe noch an kein ander Theater darüber geschrieben, wenn ich das wenige abrechne, was Schröder durch Bötticher in Weimar davon gehört haben mag.

Was Sie Herrn Rath Schlegel wegen des Wallenstein aufgetragen, ist mir erst vor drey Tagen in Weimar durch Göthen ausgerichtet worden.

Empfangen Sie die Versicherung meiner aufrichtigen Achtung.

Schiller.