HomeBriefeAn Caroline von BeulwitzSchiller an Caroline v. Wolzogen, 20. Oktober 1802

Schiller an Caroline v. Wolzogen, 20. Oktober 1802

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Weimar 20 8br [Mittwoch] 1802.

Ich müsste mich schämen, liebe Frau, wenn ich während deiner Abwesenheit auch nicht einmal an dich geschrieben hätte, wiewohl alles, was Lolo schrieb, auch aus Meinem Herzen kommt. Deiner baldigen Zurückkunft freue ich mich sehr, denn ob es gleich in der Welt überal schlecht zu leben ist, so ist doch der Ennuy der beste, den man schon im Besitz hat und nicht erst mühselig aufzusuchen und theuer zu erkaufen braucht. Wir wollen uns diesen Winter angenehm zu machen suchen, du wirst uns von deiner Reise erzählen und wir wollen uns dafür freuen, daß wir zu Hause geblieben sind.

Das Kriegs Gericht hat in Dresden gegen uns erkannt. Weil aber der Advocat, mit deßen Arbeiten ich nicht übel zufrieden bin, meint, daß die Sache noch nicht gleich müsse aufgegeben werden, und deßwegen eine sogenannte Läuterung vorschlägt, so habe ich Körnern gebeten, seine Gründe zu prüfen, u: wenn nur irgend die geringste Hofnung eines Erfolgs von diesem Schritt sey, d. Advocaten fortfahren zu lassen. Die Gerichtskosten des ersten Proceßes betragen etwa 8 Rthlr. außer den Advocaten Gebühren, und Brannaschk schreibt, daß die Unkosten des neuen Versuchs ohngefähr ebensoviel betragen würden. Mir däucht also, auf diese Summe hin könne mans schon noch probieren. Doch habe ich die Sache lieber Körnern zur letzten Entscheidung überlassen, weil ich doch den Advocaten nicht ganz wollte walten laßen.

Ich fange jetzt an in meiner Arbeit vorzurücken, diesen Sommer ist nicht viel geschehen.

Erfährst du etwas zuverlässiges von Aschaffenburg und den dortigen Affairen, so laß es uns doch sogleich wißen. Der S- hat seien alten Versprechungen gegen mich erneuert und wird mich also nicht ganz stecken lassen.

Lebewohl. herzlich umarme ich dich

S.