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Schiller an Charlotte von Schiller, 13.Oktober 1803

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Weimar 13 October [Donnerstag] 1803.

Es geht noch alles gut bei uns, außer daß Karl seinen Hustenreiz noch nicht verloren, doch ist er besser und ich lasse ihn bei dem übeln Wetter nur nicht ausgehen. Liebchens Geburtstag wollen wir bei Deiner Zurückkunft feiern, sie hat ihn selbst feierlich begangen und in die Stube gemacht.

Meinen Brief wirst Du durch die Post erhalten und über seinen guten Innhalt Dich mit der Chere Mere gefreut haben.

Gestern ist der Parasit zum ersten Mal gegeben worden und man hat sich sehr darüber gefreut. Becker spielte mit recht vieler Laune und alles wurde lustig, wenn er nur auftrat. Zimmermann spielte aber schlecht und es war ein Glück, dass der Bösewicht im fünften Akte entlarvt und bestraft wurde. In dem Augenblick da dieß geschah entstand ein allgemeiner Jubel und lautes Klatschen über die poetische Gerechtigkeit. Der Herzog war besonders erfreut über das Stück, denn er genoß einer doppelten Satisfaction, die französische Comödie triumphieren zu sehen und die linkische Art seiner deutschen Schauspieler tadeln zu können. Ich erwarte heut zu ihm gehohlt zu werden, denn er bestellte mich gestern in der Comödie zu einer Berathschlagung wegen der neuen Litt. Zeitung, wobei er einige Bedenklichkeiten, G** wegen, findet. Es ist mir keine angenehme Sache, wie Du denken kannst, denn die Umstände sind so, dass wirklich nicht Rath zu finden ist. Vielleicht finde ich aber Gelegenheit, mein Wort wegen der Universität bei ihm anzubringen. Für Niethammern lassen sich die Sachen gut an, nun will ich sehen, was für Hoven zu thun ist. Er hat über beide schon selbst mit mir angefangen.

Deiner Zurückkunft auf den Montag freuen wir uns sehr Wenn das Wetter nicht so schlecht ist, will ich Dir den Rudolph schicken, rechne aber nicht für gewiß darauf, und richte Dich wenigstens auf einen andern Begleiter, wenn er nicht käme, denn ich weiss auch nicht, ob ich ihn auf den Sontag entbehren kann.

Tausend herzliche Grüße an die Chere Mere. Ich freue mich auf die gute Fürstin v. Sondershausen. Gleichens und der Christel schöne Empfehlungen.

lebewohl liebes Herz und komme recht gesund wieder.

Dein Sch.