HomeBriefeAn Caroline von BeulwitzSchiller an Lotte und Caroline v. Beulwitz, 8. Oktober 1790

Schiller an Lotte und Caroline v. Beulwitz, 8. Oktober 1790

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Freitag Abends. 1

Eine Kiste mit Obst und Trauben, welche dieser Brief begleitet, wird der kleinen Frau und der großen Frau ein lieblicher Anblick seyn. Ich wünsche dazu einen wohldisponirten Magen, und daß der Hausschmuck gleich bereit sei, sein Amt zu verrichten. In drei Tagen, meine Lieben, bin ich bei Euch, und habe mir vorgenommen, es mir wohl seyn zu lassen, euch und mich einmal recht zu genießen. Auf den Montag Mittag bin ich mit meiner Arbeit fertig, und hoffe zwischen 6 und 7 meine Cavalcade mit meinem Ecuyer Peter geendigt zu haben. Er prangt jetzt in dem neuen Sommerfrack und er wird im kältesten Winter darin gehen, wie im August in der Sammetweste.

Der Herzog ist vorgestern hier durchgekommen, und von den Weimarischen Menschen, der Herzogin Louise und Amalie und dem ganzen Anhang hier abgeholt worden. Der Hof schlug im Garten vom Kranz sein Lager auf, die Studenten haben den ganzen Nachmittag mit Kanonen geschossen und verschiedene Dörfer haben Deputirte geschickt ihn zu sehen, ob ers auch wirklich sei, wegen der Nachricht von seinem Tode. Es muß ihm doch Freude gemacht haben. Ich hab’ ihn nicht gesehen; von den Professors war auch niemand sonst da, als der gewöhnliche Loder. Dem Kranz hat er meinen Geisterseher mitgenommen und wird ihn hoffentlich nicht wieder hergeben. Goethe kam auch mit, und ich vermuthe, daß er in den Ferien noch hieher nach Jena kommen wird.

Bei Paulussens war ich gestern nach Tische, und esse heute Abend dort. Aber spazieren bin ich wenig gegangen, außer heute. Das schöne Rauthal suche ich aber vielleicht doch noch auf. Wenn sich nur das Wetter eine Zeitlang noch so schön erhalten wollte, wir wollen dann fröhliche Wanderungen in Rudolstadt machen und unter freiem Himmel Projecte ans Licht bringen.

Liebste, ich sehne mich nach Euch. Euer liebes Bild erneut sich immer vor meiner Seele. Alles ist mir so sprechend, wo die kleine Frau wandelte und die Bequemlichkeit thronte. Und daß meine Hand immer erreichen kann was mein Herz an sich zieht – daß wir unzertrennlich sind, dies ist ein Gefühl, das ich immer in meinem Herzen nähre und immer neu finde und nie erschöpfe. Lebt wohl, Ihr Liebsten. Tausendmal wohl.

  1. October 1790.