HomeBriefeAn Caroline von BeulwitzSchiller an Lotte v. Lengefeld und Caroline v. Beulwitz, 21. Dezember 1789

Schiller an Lotte v. Lengefeld und Caroline v. Beulwitz, 21. Dezember 1789

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Montag Abends 1

Die Kalb hat mir heute geschrieben, mir aber gar nichts merken laßen, als wüßte sie daß ich in W. gewesen sey. Vielleicht hat sie es auch nicht erfahren. Ich habe ihr sogleich geantwortet; lieber zehen Briefe schreiben als ein mal selbst kommen. Von euch schreibt sie, daß sie euch nicht so oft sähe als sie es wünsche, weil sie noch nicht ausgehe. Ihr habt mir ein Wink von ihr ausgerichtet, jetzt bestelle ich einen ähnlichen an euch, aber befolgt ihn ja, wie ich ihn befolgt habe. Ich habe ihr geschrieben, daß ihr gerne mit euch selbst lebtet. In Rud. hättet ihr dieses lernen müssen, und jetzt wär es euch zur Natur geworden. Neue Freundschaften werdet ihr wohl nicht knüpfen. Auf den Donnerstag komme ich nach Weimar – daß ihr euch ja nicht von irgend einem heil. Christ engagiren laßt! Ihr werdet mir hoffentlich einen grünen Baum im Zimmer aufrichten, weil eurentwegen um den Grießbachischen komme. Eure Grüße an Paulussens, meine lieben, will ich heute Abend noch bestellen.

Von unsrer Angelegenheit nichts mehr, biß wir einander sprechen. Morgen könnte ich einen Brief von R. haben, wenn die ch. M. sehr schnell gewesen wäre. Ich erwarte ihn erst auf den Sonnabend, euch wird sie indessen wohl umständlicher schreiben.

Ach! wie gut ist es meine liebe Lotte, dass du in der Schweitz nicht zur Hofdame worden bist! Ich mußte über den Plan der guten Mutter lachen, von einer Hofdame zu mir – Aerger kann wohl kein Projekt mislingen!

Göthen habe ich nicht gesehen, auch noch nichts von ihm gehört. Ich würde mich freuen, wenn ich ihm mehr seyn könnte.

Meine liebsten, den Augenblick geht die Post. Ich umarme euch mit herzlicher Liebe. adieu. adieu.

  1. December 1789.