HomeBriefeAn Caroline von BeulwitzSchiller an Lotte v. Lengefeld und Caroline v. Beulwitz, 22. Juni 1789

Schiller an Lotte v. Lengefeld und Caroline v. Beulwitz, 22. Juni 1789

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Jena, d. 22 Juny [Montag] 89.

Ich bin glücklich und noch zu rechter Zeit hier angekommen, und eine gute glückliche Laune hat mir die Zeit, die ich über meinen Termin bey Ihnen hingebracht habe, vollkommen ersetzt, so dass ich durch das Vergnügen Sie länger zu genießen, meinen Geschäften nichts entzogen habe. Haben Sie Dank, herzlichen Dank für beides, denn Sie haben mich in einer so glücklichen Stimmung zurückgeschickt.

Eben komme ich von einem gewaltigen Tractament, das die Frau mit dem Lorbeerkranz und der schwarzen Wäsche einer Gesellschaft von 24 Personen heut gegeben hat. Die alte Exzellenz des Herrn von Kalb habe ich bey dieser Gelegenheit zum ersten Mal kennen lernen, und sie gefunden – wie ich mir sie dachte!

Mit dem verlorenen Proceß der Fr. v. K. scheint es zum Glück keinen Grund zu haben; wenigstens sagt mir Bertuch, der mit bey der Sache zu thun hat, dass nichts zu fürchten sey. Ich gehe künftigen Sontag selbst nach Weimar und werde dort das nähere erfahren.

Körner hat geschrieben, und mir seine Hieherkunft als positiv angekündigt. Er wird nach Weimar bloß eine Excursion machen, und die meiste Zeit in Jena zubringen. Er wohnt bey mir. Von unserm Plan werde ich ihm nächster Tage schreiben.

Die versprochenen Bücher erhalten sie mit dem nächsten Botentag. Heute habe ich weder Gelegenheit noch Zeit sie herbeyzuschaffen.

Seien Sie herzlich gegrüßt, und grüssen Sie die liebe Mama auf dem Berge. adieu.

Schiller.