HomeBriefeAn Caroline von BeulwitzSchiller an Lotte v. Lengefeld und Caroline v. Beulwitz, 5. Februar 1790

Schiller an Lotte v. Lengefeld und Caroline v. Beulwitz, 5. Februar 1790

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Freitag Abends. 1

Ich erhalte heute zwey Briefe von euch, wovon der eine wieder nur Ein Couvert hatte, und was mich befremdete, mit einer a[ndern] Hand frankirt war. Es ist der Brief, der schon den Mittwoch in meinen Händen hätte seyn sollen. Ich erhielt beide zu spät, dass ich euch heute nur noch das nothwendigste schreiben kann.

Ich habe mich unterdessen bei dem hiesigen Superintend. Oemler wegen dem Aufgebot u: der Trauung erkundigt. Er sagt daß ich Dispensation haben müsse, um in den Fasten getraut zu werden, und dass ich hier nicht aufgeboten werden könne, ohne von dem Rudolstädter Consistorium wegen Lottchen ein Zeugniß zu haben; eben so müsse ein Zeugniß wegen meiner nach Rudolstadt geschickt werden, ohne welches man uns dort nicht proclamirte. Es muß also an beiden Orten geschehen, und da die Trauung eigentlich an dem Orte der Braut seyn soll, so ist die Trauung in Jena oder einem Jenaischen Ort mit mehr Unkosten verbunden. Morgen muß ich an die Mamma schreiben, daß sie dieses in Rudolstadt besorgt, denn sonst werden wir durch die Consistorien schicanirt und verlieren ganze Wochen. Gehen wird es wohl, aber je länger in die Fasten, desto mehr Geld soll es kosten, um Dispens zu erhalten.

Wie herzlich sehen ich mich darnach, daß alle diese Anstalten vorbey seyn werden! – Wegen der * * * habe ich ernstlich Verdacht, denn ich weiß was sie fähig ist. Auch ohne italienischen Himmel würde ich Dir nicht rathen, in gewissen Augenblicken mit ihr zusammen[zu]treffen, denn Leidenschaft und Kränklichkeit zusammen haben sie manchmal an die Grenzen des Wahnsinns geführt. Bewahre der Himmel, dass ich ihr etwas merken lassen sollte – Sie erhält von mir jetzt keine Antwort auf ihre Briefe mehr. Wie kann ich ihr schreiben?

Die Post wird gleich gehen. Mit der nächsten will ich euch mehr schreiben meine lieben. Schickt doch den Brief an Caroline, ich vergass ihn das letzte mal und mag nicht gern direct an sie schreiben.

Körnern habe ich gesagt, meine liebe, daß Du ihn bald selbst versichern würdest, was er Dir sey. Du wirst es gerne thun, weil Du ihn liebst und schätzest.

adieu meine lieben. Eure Briefe adressirt künftig an Paulus, so ist alles aufmachen verhütet; und zur Sicherheit schickt sie durch andere Domestiken auf die Post und nimmt ein anderes Siegel. Gute Nacht meine theuersten.

S.

  1. Februar 1790.