HomeBriefeAn Charlotte v. LengefeldSchiller an Lotte von Lengefeld, 2. Februar 1790

Schiller an Lotte von Lengefeld, 2. Februar 1790

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Dienstag Abends 1.

Ich bin ungewiß, meine liebe, ob dieser Brief richtig in Deine Hände kommt, also nur einige Worte. Morgen werde ich durch die Post schreiben.

Ich erhielt gestern Vormittag einen Brief von euch, der am Donnerstag schon fortgeschickt worden ist, und was mir auffiel, war, daß er nur ein Couvert hatte, da ihr doch immer zwey gemacht habt. Sollte er, da er 3 Tage länger unterwegs blieb als die andern, in unrechten Händen gewesen seyn? Ich bin neugierig, einen Aufschluß von euch darüber zu bekommen. Da ich bey unsrer letzten Zusammenkunft diesen Brief noch nicht gelesen hatte, so muß es euch befremdet haben, daß ich mich in nichts darauf bezog.

Gebt mir bald Nachricht, ob euch das Logis bey der Frl. v. Seegner anständig ist, weil sie auf Antwort wartet. Ich dächte aber, ihr nähmet es, denn eine so gute Gelegenheit dürfte sich so leicht nicht wieder finden

Ich habe heute einen starken Catarrh, und konnte deßwegen auch nicht lesen. Billig solltet ihr mich in dieser schweren Krankheit besuchen. Gestern war ich bei dem Kranz, und habe so den ganzen Abend verloren.

Von euch habe ich seit meinem letzten Besuch keinen Brief noch erhalten, ausser den, der schon 2 Tage vorher geschrieben worden, und also nicht gilt. Ist etwa einer unterwegs geblieben?

Lebt wohl meine lieben.

S.

  1. Februar 1790