[Rudolstadt d. 19. August Dienstag 1788.]
Einen recht schönen nachbarlichen Gruß und Guten Morgen! Schon oft habe ich mich heute zum Fenster herausgelegt, um etwas lebendiges an ihren Fenstern sich regen zu sehen, aber da führt der Himmel häßliche Bäume und Schilde an den Wirthshäusern dazwischen, daß man nichts sehen kann. Ich habe heute schon recht oft Ihrer gedacht und in Ihrem Cuchullin habe ich auch gelesen. Es sind Feinheiten in gewissen Stellen der Uebersetzung, die das Gepräg ihrer Seele tragen und Vielen andern würden entgangen seyn.
Was werden Sie heute Vormittag vornehmen? Was macht der Kopf? Es ist heute wieder ein recht freundlicher Tag, der mich ganz erheitert. Ich fühle mich in Ihrer Nähe und es ist mir wohl. Wüsste ich nun auch, dass Sie meiner gedächten, so hätte ich alle Ursache recht vergnügt zu seyn.
Mein Logis hätte gar keinen Fehler, wenn es Ihnen gegenüber wäre. Ich brächte dann Spiegel in meinem Zimmer an, daß mir ihr Bild gerade vor den Schreibtisch zu stehen käme, und dann könnte ich mit Ihnen sprechen, ohne dass es ein Mensch wüßte. Adieu. Arbeiten Sie nicht zu fleißig an Ihrem Flor oder was es ist, für Morgen.