[Rudolstadt, 19. oder 20. Mai [Montag oder Dienstag] 1788.]
In Hoffnung, daß mein künftiges Logis auf dem Dorfe (dessen Namen ich nicht weiß) durch Ihre Güte berichtigt sei, bin ich ohne weiters hieher gereis’t. Seit gestern Abend halb 10 Uhr bin ich hier und sehe dem Augenblick, wo ich Ihnen und Ihrer mir so verehrungswürdigen Familie werde sagen können, wie viele Freuden ich mir von einem nähern Umgang mit derselben verspreche, mit Ungeduld entgegen. Wollen sie die Gnade haben, mein Fräulein, und mir eine Stunde bestimmen lassen, wo ich zu Ihnen kommen darf. Zugleich übersende ich Ihnen, was Ihre Freundinnens aus Weimar mir schriftlich an Sie mitgegeben haben. Ich bitte Sie, mich zugleich durch den Ueberbringer den Namen des Orts, das Sie für mich bestimmt haben, wie auch des Hauswirths, bei dem ich wohnen soll, wissen zu lassen, weil ich wo möglich noch vor Mittag dort seyn und jetzt gleich meinen Koffer hinschaffen lassen möchte. Ich brauche Ihnen wohl nicht erst zu sagen, daß mir der nächste Augenblick, wo ich Sie und die Ihrigen sehen kann, der liebste seyn wird.
Mit der vorzüglichsten Verehrung
der Ihrige Schiller.