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Schiller an Christoph Wieland, Februar 1789

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Ich habe eine Idee, worauf Sie mich neulich geführt haben, in mir reif werden lassen und in dem Gedichte (oder Nichtgedichte, wenn Sie wollen) weiter ausgeführt. Sie scheint ihm wirklich als ein nothwendiges Glied vorher gefehlt zu haben, und nun, däucht mir, hätte es Mannichfaltigkeit in Einheit. Was es aber von den Gedichten im engern Sinne unterscheidet, ist nun bloß allein dieses, daß in die Fabel, die durchs Ganze durchgeht, zuweilen philosophische Stellen eintreten, die aber die Fabel auslegen helfen, und dies ist die Eigenschaft, die es mit manchen schönen Werken gemein hat.

Bedenke ich, daß einige Stellen, worin die Kunst in einer nachtheiligen Rangordnung erschien, Sie gleich anfangs zurückschlugen, so kann ich mir die unerwartete Art der Aufnahme, die es bei Ihnen fand, leichter erklären, als ich sonst aus dem Gedichte selbst würde thun können. Bis jetzt denke ich noch zu viel Gutes davon.

Haben Sie doch die Güte, mein Bester, und senden mir wieder einige Bände der Bibliothèque de campagne, allenfalls den Band I. und II. Ich muß die Verse aus dem Kopfe bringen und mich für meinen Geisterseher zu stimmen suchen. Eine Ansicht der Correctur bitte ich mir aus, wenn allenfalls eine Kleinigkeit in den Druck einschliche, die nur von dem Autor bemerkt wird.

Ihr ergebenster

Sch.

Wenn Ihnen eine Ueberschrift für das Gedicht einfiele, das seine Form näher bestimmte, so würde mir dies sehr lieb seyn. Sonst setzen wir philosophisches Gedicht oder lieber gar nichts.