HomeBriefeAn Christophine SchillerSchiller an Christophie Schiller, 18. Oktober 1782

Schiller an Christophie Schiller, 18. Oktober 1782

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Leipzig1 d. 18. 8br. [Freitag] 1782.

Theuerste Schwester,

Bitte Dir von Millern den Brief aus den ich ihm und dem General schrieb, so wirst Du mir ersparen Dich mit unangenehmen Erörterungen über meine Lage zu unterhalten.

Also hinweg damit und zu Dir meine Liebe. Mir ist sehr wohl, biß auf die Ungeduld mich ganz meiner Larve und meiner Comödienrolle entledigt zu sehen. Ich habe schon einen artigen Strich durch die Welt gemacht, Du sollst mich kaum noch kennen Schwesterchen. Meine Umstände sind gut. Frei bin ich und gesund wie der Fisch im Wasser, und welchem freien Menschen ist nicht wohl. Auch geht mir nichts ab; meine Schulden bezahl ich sobald sie verfallen sind, und sobald meine Affaire mit d. H. entschieden ist. Laß also die guten Eltern höchst ruhig seyn. Sage dem liebsten Papa, dass ich den Brief an ihn mit eben dem Herzen, als er den seinigen an mich geschrieben habe, dass ich aus guten Gründen so mit ihm gesprochen habe, um sein Schiksal von dem meinigen zu trennen. Auch meine Liebe hoffe ich, dass wir beide uns bald wieder sehen sollen. Nach Bauerbach gehe ich nicht, um die W. zu schonen, wenigstens nicht, biß der Sturm versaußt ist. Sag ihr das, und küsse Sie in meinem Namen millionemal. Küsse die liebe Louise, die gute Nanette; wenn Du den lieben Eltern den Brief zeigen darfst, so sag ihnen dass ich mit ganzer Seele und mit ganzem Herzen ihr gehorsamster ihr freier, ihr froher Sohn sey. Über mein Schiksal sollen sie keine Anfechtung haben, denn mir gehe es wol. Wenn ich nicht mehr zurükkomme, so müssen meine hinterlaßene Sachen verkauft werden. Mit denen kann Landauens Conto ganz bezahlt werden. Das andere will ich alles besorgen.

Vergiß mich nicht meine liebe. Nächsten schreib ich Dir mehr, denn Du mustt wißen dis ist der 7bente Brief, meine Hand fängt an steif zu werden.

Ewig Dein Bruder
Schiller.    

Gestern kam an mich gegenwärtige Ordre des Herzogs.