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Schiller an Friedrich Cotta, 10. September 1802

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Weimar 10. Sept. [Freitag] 1802.

Sie haben, theurer Freund, das so gütig übernommene Geschäft völlig meinen Wünschen gemäß beendigt, und ich sehe mich auch hier, wie in allen unsern Verhältnissen, Ihrer Einsicht und freundschaftlichen Sorgfalt unendlich verpflichtet. Warlich, ich darf mich eines Freundes rühmen, wie ihn wenige besitzen, der meine Angelegenheiten völlig zu den seinigen macht und in dessen Händen sich alles, was er übernimmt, zu meinem Besten wendet.

Da ich jezt noch nicht in den Umständen bin, um ausstehende Capitalien zu haben und mein Hausbau mich baares Geld kostet, so würde ich die auf mich fallende Summe am liebsten mir baar auszahlen lassen und bitte Sie also, solche vor der Hand aufzukündigen.

Die Anweisung auf 60 Laubthaler habe ich erhalten und mir hier auszahlen lassen, für welche Summe ich also Ihr Schuldner bin. Gegen die Mitte November ersuche ich Sie, werthester Freund, mir, auf unsere Rechnung, noch 250 Lbthlr. zu senden oder anzuweisen; doch ist es mir auch ganz recht, wenn ich diese Summe in zwey Terminen eine Hälfte im November, die andre im Januar erhalte. Bis dahin werde ich mit meiner neuen Tragödie fertig seyn, welche auch sogleich in der Ostermesse heraus kommen soll.

Göthe hat Ihnen sein Drama angeboten, wie er mir sagt, und das Honorar Ihnen überlassen. Auf eine Anfrage, die er vorher bei mir gethan, was er ohngefähr dafür erwarten könne, habe ich ihm von 60 Carolin gesprochen, und er schient damit zufrieden. Es steht bei Ihnen ob Sie dieses Honorar um etwas übersteigen wollen. Das Stück, welches natürlicherweise im Druck auf die möglichst größte Bogenzahl muß ausgedehnt werden, kann, wie ich es nach einer flüchtigen Uebersicht taxiere 6 Bogen, klein Octav und etwas weit gedruckt ausmachen. Die Buchhändler aus Berlin und Leipzig haben sich, wie ich von guter Hand weiß, darum gerissen, und es ist ein gutes Zeichen, daß Göthe sich nicht durch ihre Anerbietungen blenden ließ.

Leben Sie wohl theurer Freund. Von meiner Frau an Sie beide die herzlichsten Grüße. Ganz der Ihrige.

Schiller.