Weimar 13. April [Sonnabend] 99.
Das Arrangement das ich mit dem dießjährigen Almanach gemacht, veranlaßt mich, Ihnen diesen Brief noch auf die Messe nach Leipzig zu schrieben.
Ich habe ein kleines episches Gedicht, von der Größe wie Göthens Hermann und Dorothea, und von sehr großem Interesse, erhalten, welches ganz dazu qualifiziert ist, den Innhalt unsers neuen Almanachs abzugeben. Es soll ganz allein darin erscheinen, und Göthe wird es mit einem darauf bezughabenden kleinen Einleitungsgedichte, ich aber mit einer Vorrede begleiten, vielleicht auch noch einige kleinere Gedichte anhängen.
Damit aber dem Almanach die Mannichfaltigkeit nicht fehle, so haben wir ausgemacht, das Gedicht mit 4 Kupfern, außer dem Titelkupfer zu begleiten, Meier macht die Zeichnungen und hat bereits mit dem Kupferstecher Bötticher angefragt, ob und unter welchen Bedingungen er den Stich übernehmen könne. Dieser fodert 30 Rthlr. für den Stich.
Sie sollen nicht mehr Auslagen dafür haben als für den vorhergehenden Almanach, und bezahlen also soviel Honorar weniger als die vier Kupfer, außer dem Titelkupfer, kosten.
Bötticher will bald eine Resolution haben, Sie können es also, da er in Leipzig sich aufhält, mündlich mit ihm abthun.
Mir ist dieses so glücklich eintreffende Gedicht doppelt willkommen gewesen, da Göthe, wegen einer großen Arbeit die er unter Händen hat, dieses Jahr für den Almanach nicht viel hätte thun können, und ich selbst theils um etwas für die Propyläen thun zu können theils um eine neue Tragödie noch für diesen Winter fertig zu machen, sehr froh bin diesen Sommer frey zu seyn.
Leben Sie recht wohl und lassen Sie mich Ihre Ankunft in Jena wissen. Ich bin gegenwärtig in Weimar und reise erst am 23sten nach Jena zurück, weil der Wallenstein am 20sten und 22sten hier gegeben wird.
Meine Frau grüßt Sie aufs beßte. Haben Sie zugleich die Güte mir die Poetische Kunst des Aristoteles, übersetzt von Buhle und Euripides Tragödien nach der neuesten Ausgabe von Beck in 3 Bänden mitzubringen.
Ganz der Ihrige
Schiller.