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Schiller an Friedrich Cotta, 13. Dezember 1804

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Weimar, 13. Dec. [Donnerstag] 1804.

Da es jezt allerdings zu spät ist, mein kleines Vorspiel nebst dem übersetzen Lustspiel in Form eines Neujahrsgeschenks herauszugeben, so habe ich Ihren Brief an Fromman zurückbehalten und schicke ihn hier zurück. Von jenem Vorspiel können wir einen noch bessern Gebrauch machen, wenn wir die Sammlung meiner Theaterstücke damit beginnen. Und von dieser Sammlung will ich heute mit Ihnen reden.

Es wäre mir nicht lieb, wenn der Anfang abermals um ein Jahr hinausgeschoben würde, woran ich bisher selbst schuld war. Wenn es aber im Jahr 1805 zu Stande kommen soll, so müßte man eilen den Ersten Band noch auf die Ostermesse zu bringen. Es fragt sich also, ist es dazu noch Zeit und kann binnen 4 Monaten ein schöner Druck von 38 Bogen geleistet werden?

Ich habe nehmlich nach reiflicher Ueberlegung gefunden, daß es besser ist, die Bände größer zu machen, so daß jeder Band mehrere Stücke auch wenn diese noch so groß sind, faßt. Wenn dieses nicht geschieht, so würden Wallenstein und Carlos, jedes einen eigenen Band füllen, und sich also in nichts von derjenigen Gestalt unterscheiden, in welcher man sie schon besizt. So aber werden die Bände, wenn sie größer werden, zwar beträchtlich theurer, aber auch dafür sehr gehaltreich und mannichfaltig und es werden der Bände weniger. Ich schlage Ihnen also vor, die Sammlung nach folgendem Schem zu ordnen.

I. Band.

Die Huldigung der Künste. Vorspiel 1 Bogen
Don Karlos 25 Bogen
Die Jungfrau von Orleans 12 Bogen
38. –

II. Band.

Räuber 12
Fiesko 10
Cabale und Liebe 10
Der Parasit. Lustspiel nach dem Französischen 8
40. –

III. Band oder IV.

Wallenstein 30
Braut von Messina 10
40 –

 IV. oder III.

Maria Stuart 12
Macbeth 10
Turandot 10
Iphigenia in Aulis nach Euripides 7
39 –

V.

Wilhelm Tell 13
Demetrius 13
Zwey kleine Lustspiele nach dem Französischen 10
36. –

Nach meinem Dafürhalten sollten die 3 ersten Bände rasch aufeinander folgen, daß der Käufer in Athem gesezt würde und diese 3 ersten Bände müßten also in 3 aufeinander folgenden Messen herauskommen. Nachher wenn das Werk auf diese Art in ordentlichen Gang gebracht worden, folgte jedes Jahr ein neuer Band nach.

Was die Form der Schrift und des Drucks betrift, so könnte man ganz bei der alten bleiben, worinn der Wallenstein und die Braut von Messina gedruckt sind. Bloß um ein weniges compresser müßten die Zeilen seyn, so daß anstatt deren 24 wie jezt, 27 auf eine Seite kämen. Das Format des Papiers bliebe oder dasselbe, wenn es nicht um etwas größer zu haben wäre. Der Druck könnte füglich bei Ihnen geschehen, doch würde rathsam seyn, einen recht accuraten Revisor des Drucks zum Ueberfluß zu bestellen, weil doch verschiedene wesentlich Errata in der Braut von Messina sich eingeschlichen. Als Verzierung könnte ich Ihnen zum 1. Band eine Jungfr. v. Orleans schaffen, die der junge Jageman von hier, ein vortreflicher Künstler, in Paris nach einem alten Gemählde copiert hat.

Wir würden Sie für den Bogen 4 Carolin bezahlen, welches auf unsre erste Verabredung hinausläuft, wo Sie mir für einen kleineren Band von 25-26 Bogen 100 Carolin bestimmten. Der Ladenpreiß eines solchen 36-40 Bogen starken Bandes wäre dann ohngefähr 2 Rthlr. 18 Gr. wobey Käufer und Verleger bestehen könnten. Statt des theuren Postpapiers würde ich zu einem schönen egalen Schreibpapier rathen, wie man es den Ballen zu 4 Carolin oder doch zu 50 fl. haben kann.

Schreiben Sie mir nun mit dem schnellsten Ihre Meinung hierüber, damit ich zu Uebersendung des Manuscripts schleunigst Anstalt mache. Ich übersende einstweilen das kleine Vorspiel, mit dessen Abdruck Sie sogleich, wenn Sie entschlossen sind, den Anfang können machen lassen. Die ersten Bogen der Jungfrau von Orleans sollen noch vor dem Einlaufen Ihrer Antwort abgeschickt werden.

Im Nothfall können 2 Setzer und 2 Pressen an dem Werk arbeiten, denn da es Verse sind, so läßt sich auf die Zeile ausrechnen, wie viel auf eine Seite kommt und da die Schrift welche ich dazu vorschlage gar nicht rar ist, so wird auch diese keine Schwierigkeit machen. Mir liegt gar zu viel daran (und Ihnen selbst kann es nicht gleichgültig seyn), daß wir auf nächste Ostermesse mit dem ersten Band herausrücken, deßwegen bitte ich alles aufzubieten, um es möglich zu machen.

Von Goethen habe ich in Absicht auf seine heraus zu gebende sämmtliche Schriften schon lange nichts mehr gehört, wenigstens für jezt scheint er nicht daran zu denken.

Leben Sie wohl, bester Freund, möchte dieser Brief Sie alle recht wohl finden.

Sch.