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Schiller an Friedrich Cotta, 14. November 1794

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Jena, den 14. Nov. [Freitag] 94.

Die deutsche Schrift, welche Sie vorschlagen, hat, so wie auch das Papier meinen vollkommenen Beyfall. Der Umschlag ist recht schön, und voll Geschmack. Es wird gut aussehen, wenn der Titel nicht der Breite, sondern der Länge nach, so wie bey der Flora, auf den Rücken gedruckt wird. Es sieht etwas nachläßig aus, welches bey Journalen gar nicht unrecht ist. Was alsdann noch auf dem Rücken leer bleibt, das kann mit Strichen oder Arabesken ausgefüllt werden. Bey der Eintheilung richten Sie es so ein, daß 30 Zeilen auf die Seite kommen; doch muß der Rand sowohl nach innen als nach außen etwas breit seyn, weil ein schmaler weißer Rand einer Schrift ein zu dürftiges Ansehen giebt. Die Seitenzahl könnte oben in die Mitte gesetzt werden. Kommen in prosaischen Abhandlungen frische Absätze vor, so muß immer eine Linie leer bleiben. Kommen mehrere Gedichte vor, die sich auf einander beziehen, wie in dem zweyten Stücke gleich der Fall seyn wird, so muß jedes auf einer neuen Seite angefangen werden. Hexameter werden allemahl gebrochen; doch müssen Sie darauf sehen, daß dieß nicht bloß dem Zufall überlassen wird, sondern mit einer gewissen Ordnung und Symmetrie geschieht. Vor allen Dingen aber bitte und beschwöre ich Sie, für eine genaue Correktur zu sorgen, damit von dieser Seite die Horen ein rühmliches Muster sind. Lassen Sie lieber 3 Correcturen besorgen, und bitten Sie Hrn. Zahn eine davon zu übernehmen. Da er ein Mitglied der Societät ist, so trägt er auch einige ihrer Lasten, und dazu gehört auch eine Correctur, welche wir abwechslungsweise hier übernommen hätten, wenn der Druck hier geschehen wäre. Einige unsrer Mitglieder z. B. Göthe, sind in diesem Stück äuserst empfindlich, und wir könnten sie verlieren, wenn sie hierin Ursache zur Unzufriedenheit bekämen.

Unterstrichene Worte werden nicht mit Schwabacher, sondern mit derjenigen größern Schrift gedruckt, die der andern zunächst vorhergeht. Noten hingegen werden mit derjenigen kleinern gedruckt, die zunächst auf die Textschrift folgt.

Unter die einzelnen Aufsätze kommen die Nahmen der Verfasser nicht, sondern im letzten Stücke jedes Jahrganges, welches ein Hauptverzeichniß enthält, werden die Verfasser eines jeden Aufsatzes erst genannt. In dem Avertissement, wo die Mitarbeiter alle namentlich aufgeführt werden, wird dem Publikum diese Einrichtung bekannt gemacht, und es wird dadurch eine interessante Erwartung unterhalten, welche den Leser in Athem erhält.

Alle einzelnen Aufsätze werden numeriert. Da man nie genau wissen kann, wie groß ein Aufsatz im Druck ausfällt, so werde ich einige kleinere Sachen von 1 oder 2 Seiten oder Blättern im Vorrath behalten, und Hrn. Zahn zustellen, der alsdann nach Bedürfniß davon einrücken kann, je nachdem auf dem siebenten Bogen Raum übrig bleibt.

Weil Sie doch darauf bestehen, daß die Horen mit dem Januar anfangen sollen, so müssen Sie dafür sorgen, daß sie auch mit Neujahr können ausgegeben werden. Sie sehen also, daß keine Zeit zu verlieren ist, weil das Broschieren eines Stücks, auch wenn die Bogen einzeln zum Flazen gegeben werden, doch unter 14 Tagen kaum zu Stande kommen kann. Sie werden also wohl mit dem 25. dieses Monaths den Druck anfangen lassen müssen, damit er am 20. December fertig sey. Das noch restierende Manuscript zu diesem ersten Stücke läßt Göthe wirklich in Ordnung bringen, und ich sende es in spätestens 10 Tagen nach. Die Epistel ist von ihm und die Briefe von mir. Göthe will jedes Stück des ersten Jahrgangs eine Epistel geben.

Noch ist mein Vorschlag, daß Sie auf Speculation einige 100 Stücke auf holländischem Papier abdrucken lassen, welche vielleicht Liebhaber finden. Für mich und die Mitglieder des Ausschusses bitte ich 24 auf holländischem Papier zu bestimmen nehmlich 6 für mich, und 18 für die sechs übrigen Mitglieder (Göthe, v. Humboldt, Fichte, Woltmann, Körner und Zahn).

Schreiben Sie mir auch in Ihrem nächsten Brief, wie viele Exemplars von dem Avertissement, das 1 halb Bogen stark seyn wird, abgedruckt werden sollen, denn diß muß hier gedruckt werden, daß ich es mit der Litt. Zeitung sogleich versenden kann.

Zu der Flora hätte ich Ihnen gerne etwas geschickt, aber die übrigen Arbeiten fesseln mich jetzt so, daß ich kaum Athem schöpfen kann. Um aber doch Ihr verlangen nicht ganz unerfüllt zu lassen, lege ich Ihnen hier einen Brief von mir bey, von dem Sie, wenn Sie wollen, in der Flora einen öffentlichen Gebrauch machen dürfen. Kann ich Göthen dazu disponieren, so sollen Sie von diesem auch etwas für die Flora erhalten. Ich habe gerade eine Kleinigkeit von ihm geschickt bekommen, die er Ihnen vielleicht überläßt. Die Flora will ich, wenn Schütz nichts dagegen hat, in der Litt. Zeitung anzeigen.

Sie waren so gütig, mir anzubiethen, daß Sie noch mehr Geld schicken wollen. Ich nehme Sie beym Wort, denn da ich dieses Jahr alle meine schriftstellerischen Arbeiten für die Horen zurückbehielt und meine Pension aus Dänemark noch nicht erhalten, so sind meine Einnahmen dieses Jahr schlecht. Seyen Sie also so gut, und senden mir, sobald Sie können, 360 Gulden, rheinisch: etwa so, daß ich es in 3 Wochen a dato haben kann.

Um künftig unsere Correspondenz zu beschleunigen, will ich nichts mehr durch die fahrende Post senden. Seyen Sie nur so gut und bemerken in den nächsten 2 Monaten genau, an welchem Tag Sie jeden Brief erhalten, damit ich daraus ersehe, welcher Posttag hier der günstigste für schnelle Expeditionen ist. Künftig sollen die Horen ein eigenes Siegel erhalten, daß man die dahin einschlagenden Briefe gleich von außen unterscheiden kann.

Zu dem Gedicht auf den Frieden kann ich Ihnen keine wahrscheinliche Hofnung machen, denn da ich seit vielen Jahren nichts poetisches gemacht, und zu Poesien am meisten Stimmung erfodert wird, so ist ein Mensch, der so ganz von seinem Körper abhängt wie ich, äuserst unzuverläßig für solche Dinge, die in einer bestimmten Zeit fertig seyn müssen. Auch erfodern die Horen jetzt meine ganze Thätigkeit, und meine jetzigen dahin einschlagenden Arbeiten erfodern meine ganze Aufmerksamkeit. Kommt aber der Friede erst auf den Sommer zu Stande, so hat sich unterdessen vielleicht eine gute Stunde bei mir gefunden, Ihr verlangen zu erfüllen.

Den ersten Aushängebogen der Horen bitte ich, sogleich an mich zu senden.

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[Einschluß:]

Aus einem Briefe Herrn Hofrath Schillers an den Herausgeber der Flora.

Jena, den 14. Nov. [Freitag] 1794.

Mit sehr vielem Vergnügen habe ich Ihre Flora durchlesen, und kann nicht umhin, einer periodischen Schrift, die sich durch zweckmäßige Mannichfaltigkeit, durch guten Geschmak in der Behandlung, und durch eine lebhafte Darstellung vor so vielen Werken ihrer Gattung rühmlich unterscheidet, die größte Verbreitung und die längste Dauer zu wünschen. Vorzüglich wohl gefallen mir die darinn enthaltnen Erzählungen sowohl durch die angenehme Leichtigkeit ihres Tons als durch ihren interessanten und lehrreichen Inhalt; und ihre Verfasser verstehen sich vortreflich auf die schwere Kunst, die Erwartung immer in Athem zu erhalten. Die Beyträge der H. H. Pfeffel und Huber gereichen dem Journal zu einer vorzüglichen Zierde; aber auch unter den anonymischen sind mehrere, die einen rühmlichen Beweis von der Geschicklichkeit ihrer Verfasser ablegen.

Aber ich kann es Ihnen kaum verzeihen, daß Sie sich bisher blos auf eine angenehme Unterhaltung des schönen Geschlechts einschränken, das einer ernsthaftern Belehrung und Bildung so sehr empfänglich und würdig ist. Sie scheinen mir also auch die Meinung zu hegen, als ob Schriften, die bei der weiblichen Welt ihr Glük machen sollen, schlechterdings nur Spiel bleiben dürften; eine Verläumdung, deren ich mich nicht schuldig machen mag. Vielmehr ist es diese ungerechte Voraussezzung, welche macht, daß so viele Werke, welche von Messe zu Messe an das schöne Geschlecht gerichtet werden, gar nicht an ihre Adresse gelangen; denn der edlere Theil dieses Geschlechts (und wer möchte auch für den andern sich verwenden?) will Geistesnahrung, nicht blos Belustigung. Das Frauenzimmer hegt zwar den rühmlichen Trieb, zu gefallen, aber es ist auch vermögend, etwas zu schäzzen, was ihm nicht zu gefallen strebt.

Wenn Sie also meinem Rath folgen wollen, so erweitern Sie den Plan Ihres Journals, und geben auch ernsthaftern Materien eine Plaz in demselben. In diesem Falle kann auch ich einigen Antheil daran nehmen, der mir in einer so guten Gesellschaft und für einen so schönen Zwek nicht anders als Ehrebringend ist. Einen sehr großen Werth würden sie diesem Werke verschaffen, wenn Sie die wichtige Materie der Erziehung (derjenigen besonders, welche entweder den weiblichen Theil betrifft, oder durch den weiblichen Theil geschehen muß) in Ihren Kreis ziehen wollten. Doch wünschte ich, daß dieß nicht sowohl lehrend als darstellend und in Handlung geschehen möchte, weil nur das leztere lebendige Ueberzeugung bewirkt. Dem schönen Geschlecht kann kein größeres Geschenk gemacht werden, als wenn man es in den Stand sezt, sich über diese seine edelste Rolle im Staat, durch welche es in das große ganze der Menschheit handelnd eingreift, und über die schwierigste seiner Pflichten durch Beyspiel und Anschauung zu belehren. Ich bin u. s. f.

Fr. Schiller.