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Schiller an Friedrich Cotta, 15. August 1796

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Jena den 15. Aug. [Montag] 96.

Ihre 2 Briefe vom 5ten und 8. Aug. die ich heute erhalte, sind mir, nach einer so erstaunlichen Ungewißheit und Erwartung recht tröstlich gewesen. Dem Himmel sey Dank, daß die Nachrichten aus dem lieben Vaterland noch so erträglich lauten, hier hatte man die bedenklichsten Gerüchte ausgestreut; auch daß Tübingen noch so gut weggekommen und Sie nicht so gar viel gelitten, erfreut mich von Herzen. Nach allen Nachrichten ist der allgemeine Friede nahe, der alle Wunden heilen soll.

Mit dem Almanach will ich alles besorgen, Decke und Einband, wie Sie wünschen. Ich denke daß 36 Exemplare auf Velinpapier zum Verkauf übrig bleiben werden. 24 brauche ich für die Mitarbeiter und für mich. Den 19ten geht die erste Sendung der Aushängebogen an Sie ab. Dem heutigen Briefe vertraue ich nicht gern etwas an. Der Almanach fällt außerordentlich reich aus, er übertrifft den vom vorigen Jahre weit und wird uns Ehre machen. Zu den Horen habe ich Ihnen nichts mehr senden können, denn das PostAmt nahm seit vielen Wochen keine Briefe nach Schwaben mehr an. Vor dem Publicum ist diese Verzögerung übrigens sattsam entschuldigt, und wenn die Posten wieder ordentlich gehen, so können dann 2 oder 3 Monathstücke auf einmal geliefert werden.

In der ersten Woche Septembers kann Göpferdt mit dem Druck des Almanachs fertig seyn. Es kommt alsdann darauf an, ob Bolt mit dem Kupfer, Zelter in Berlin (von dem ich noch keine Antwort habe) mit den Melodien und hier in Weimar die Decke fertig seyn wird. Die letztere will ich aufs möglichste beeilen. Geben Sie mir unterdessen Nachricht, wie es mit Ablieferung des Almanachs soll gehalten werden, derjenigen Exemplare nehmlich, welche vor der Messe auszustreuen sind.

Die Einlage bitte so bald als möglich an meine Familie zu befördern.

Zu dem neuen Ankömmling in Ihrem Hause wünschen wir beyde Ihnen und Ihrer lieben Frau herzlich Glück. Möge sein Leben so ruhig verfließen, als sein Eintritt in dasselbe stürmisch gewesen ist.

Leben Sie recht wohl. Ich sehne mich nach neuen und erfreulichen Nachrichten von Ihnen und dem Vaterland. Der Ihrige

Sch.