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Schiller an Friedrich Cotta, 17. Juni 1801

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Weimar 17. Jun. [Mittwoch] 1801.

Anstatt der Abhandlung über die weiblichen Charactere der Griechen, die mir für den Zweck und übrigen Innhalt Ihres Calenders zu ernsthaft schien und auch Ihnen selbst, wie mir däuchte, nicht recht zusagte, habe ich einige Gedichte ausgeführt, die Ihrem Wunsch wahrscheinlich mehr entsprechen werden. Ich bitte nur, daß sie nicht gar zu enge gedruckt, und daß sie von einander getrennt abgedruckt werden. Wenn es Ihnen so gefällt, so können Sie das kleine Gedicht Das Mädchen von Orleans betreffend, in den Schlegelischen MusenAlmanach setzen. Doch ist es mehr Ihre als meine Sache.

Die VelinExemplare der Maria Stuart sind noch immer nicht fertig. In den lezten Wochen hat Fromman zwar eine äusere Verhinderung erhalten, weil man in Jena seine Glättmaschine nicht dulden wollte, aber er hätte billig, wenn er Eifer für Ihren Vortheil gehabt hätte, schon vor einem Monat fertig seyn sollen, da der lezte Bogen des Stücks schon am 20 April abgedruckt und die vorhergehenden Bogen ihm einzeln überliefert worden waren. Ich möchte Ihnen nicht rathen, sich seiner in künftigen Fällen zu bedienen.

An Humboldt in Paris bitte ich ein Exemplar der Maria zu senden; wenn aber schon überhaupt Exemplare dorthin gekommen sind, so ist diese Weitläuftigkeit nicht nöthig.

Göthe ist zu Pyrmont und nur mit Wiedererlangung seiner Gesundheit beschäftigt; von ihm dürfen Sie für den Calender dißmal nichts erwarten, denn er ist seit lange ganz unproductiv, und es ist nur zu wünschen, daß er nicht ganz alle seine poetische Thätigkeit verlieren möge.

Meine Frau grüßt Sie und Madame Cotta aufs freundschaftlichste. Ganz der Ihrige

Schiller.

Meine Schwägerin, die sich Ihnen empfiehlt, giebt mir beiliegendes zum Einschluß. Die zweite Hälfte der Erzählung wird in den nächsten Posttagen nachfolgen.