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Schiller an Friedrich Cotta, 18. November 1799

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Jena 18. Nov. [Montag] 99.

Seit meinem lezten Brief an Sie, werthester Freund, habe ich noch sehr viel Noth und Sorge ausgestanden, aber endlich fängt es an, sich mit meiner Frau etwas zu bessern, sie besinnt sich wieder mehr, das Gedächtniß kommt auch wieder, und obgleich die kranken Einbildungen sich noch in alles mischen, so nimmt sie doch wieder Notiz von den Dingen, die sie umgeben, fühlt ihren Zustand und hat recht gute Augenblicke. Innerhalb der nächsten 10 Tage läßt der Arzt mich eine glückliche Veränderung hoffen. Ich selbst habe mich, gottlob, in dieser traurigen Zeit immer noch wohl befunden, und jetzt, da es besser geht, stellt sich auch meine Thätigkeit wieder ein.

Empfangen Sie meinen besten Dank für die 200 Laubthaler die ich, durch ihre Güte, vorgestern von Frege in Leipzig erhalten habe. Die Erzählungen werden zusammen 18 biß 20 Bogen ausmachen und soviel Carolin würde ich mir also, wenn Sie das Manuscript erhalten haben noch ausbitten.

Was den Almanach betrifft, so bleibt es bei dem was wir ausgemacht, daß Sie dasselbe Honorar bezahlen, was für den vorigen bezahlt worden und was Sie in Ihrem Buch finden werden. Ich weiß es nicht auf den Thaler zu bestimmen, soviel weiß ich nur daß es zwischen 480 biß 490 Rthlr. betrug. Wenn Sie die ganze Summe franco an Professor Meier in Weimar senden wollen, so wird dieser sich selbst, Fräulein Imhof und den Kupferstecher davon bezahlen. Nur die Decke und das Titelkupfer (also das Eine von den fünften) werden nicht von dieser Summe bezahlt, weil wir mit Ihnen ausmachten, daß dasjenige was auch an die vorigen Almanache für Verzierungen gewendet worden, nicht von der Honorar Summe abgezogen werden sollte.

Für meine dißjährigen Beiträge zum Almanache verlange ich nichts; es hat mich nichts dabei geleitet als der Wunsch, Ihnen meinen guten Willen zu beweisen, und Sie sollen den heurigen Almanach nicht theurer bezahlen als den vorigen. Wollten Sie aber gelegentlich Herdern für die von ihm geleisteten Beiträge unter der Schiffre D E und F eine Erkenntlichkeit bezeigen, so wird es nicht übel seyn.

An Haselmeier will ich, da Sie es wünschen, meine Stücke um 15 Carolin überlassen, es versteht sich daß, wenn er sie nicht spielen darf, mir die Abschriebe Gebühren für die drey Manuscripte und für die Melodien zu den Liedern gut gethan werden. Mit dem nächsten Posttag folgen die Abschriften, ich habe noch die Mühe dabey übernommen, diejenigen Stellen auszustreichen, an denen ein Stuttgardter Censor, der politischen Verhältnisse wegen, Anstoß nehmen könnte.

Für einige gute Zeichnungen zum Wallenstein will ich sorgen. John in Wien wäre mir freilich der liebste Kupferstecher, wenn er Zeit hat und nicht zu theuer ist.

Leben Sie recht wohl. Möge Sich alles bei Ihnen wohl befinden! Ganz der Ihrige

Schiller.