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Schiller an Friedrich Cotta, 2. März 1795

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Jena den 2. März [Montag] 95.

Hier die Fortsetzung des Manuscripts zum IIIten Stück. Mehr ist heute noch nicht abgeschrieben; es folgt aber mit der nächsten Briefpost. Senden Sie mir etwa 15 Tage vor Endigung des Drucks von diesem Stücke die fertigen AushängeBogen, damit die etwa eingeschlichenen Druckfehler bemerkt und zugleich mit den andern, aus den vorigen Stücken bey dem 1sten Bande können angezeigt werden. Es sind deren in dem zweyten Stücke mehrere und nicht unwichtige vorgekommen, daher ich Sie bitte, den Correktor, mit dem ich sonst recht wohl zufrieden bin, ja immer wachsam zu erhalten.

Recht sehr danke ich Ihnen, daß Sie das 2te Stück noch complett und noch zu rechter Zeit herausgebracht haben. Es ist eine unverzeyliche Nachläßigkeit von mir daß ich Ihnen zu diesem Stücke und selbst noch zu dem dritten das Manuscript nicht früher gesandt habe. Künftig soll dieser Fehler nicht mehr vorfallen, und ich verspreche Ihnen in 8 Tagen Manuscript zu dem 4ten Stücke zu senden.

Von dem Ersten Stücke habe ich kein Exemplar mehr vorräthig. Der Cunoischen Handlung habe ich unterdessen noch eins abgeben müssen, eins nach Würzburg gesandt, welches Sie fortsetzen werden, und die übrigen sind an MitArbeiter versendet; die letztern werden nicht fortgesetzt. Bey den 3 Buchhandlungen hier werde ich anfragen lassen, was sie vorräthig haben und an Böhme senden. Ich wundre mich, daß Sie nur 1500 Exemplarien haben abdrucken lassen.

An den Herrn in Wien will ich schreiben und den Brief Ihnen zum Einschluß senden, mit der nächsten Post.

Ich habe nichts dagegen, wenn Sie die 2te Auflage des 1sten Stücks anzeigen wollen. Nur muß es so geschehen, daß es keiner Prahlerey gleich sieht, und der Leser muß wissen, warum solches angezeigt wird.

Ueber die Urteile des Publikums in Betreff der Horen wundre ich mich gar nicht, aber wenn die Horen gut bleiben und es noch mehr werden sollen, so dürfen wir nach solchen einzelnen Stimmen gar nicht fragen, sondern müssen unsern Weg mit festen Schritten fortwandeln. Dann wollen wir sehen, ob das Publikum uns, oder wir das Publikum zwingen. Das Denken ist freilich eine harte Arbeit für manchen, aber wir müssen es dahin bringen, daß, wer auch nicht denken kann, sich doch schämt es zu gestehen, und unser Lobredner wider Willen wird, um zu scheinen, was er nicht ist.

Die Ideen zu einer Geschichte der Kunst sind von einem treflichen denkenden Künstler, der mit Göthen lebt, von Hrn. Professor Meyer in Weimar.

Der Aufsatz: das eigne Schicksal ist von Herdern, die Hölle von Dante von Schlegeln in Amsterdam, die Entzückung des las Casas von Engel, dem Verfasser des Philosophen für die Welt. Die zwey andern sind von einem sehr guten Meister.

Mit dem bißherigen Gang der Horen bin ich recht wohl zufrieden. Die Messe wird nun entschieden. Hoffentlich berühren Sie auf Ihrer Reise Jena, und da wollen wir recht darüber plaudern. Leben Sie recht wohl.

Sch.