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Schiller an Friedrich Cotta, 22. Dezember 1794

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Jena den 22. Dec. [Montag] 94.

Heute habe ich Ihre beyden Briefe mit den Aushängebogen der Horen zugleich erhalten und kann nicht anders sagen, als daß ich für mein Theil sehr wohl damit zufrieden bin. Die Schrift nimmt sich sehr gut aus, und giebt dem ganzen ein sehr solides und schickliches Ansehen. Das Papier ist auch sehr gut, und alles stimmt recht brav zusammen. Aber der enge Druck verschlingt viel Manuscript, und daß statt 30 Zeilen 32 auf die Seite gehen macht in einem ganzen Stücke schon eine sehr beträchtliche Veränderung. Es zeigt sich solches gleich in diesem ersten Stücke, zu dessen Ausfüllung meiner Ausrechnung nach die 4 Aufsätze völlig hinreichen sollten und hingereicht hätten, wenn nicht auf jede Seite 2 Zeilen mehr gekommen wären, welches in 7 Bogen schon 7 Seiten ausmacht. Gerade um soviel wird es nun an Manuscript fehlen; doch kann dieses durch den Abdruck des Avertissement wieder ins Gleiche gebracht werden. Ich bin nun neugierig, wie Göthe den engen Druck aufnehmen wird, denn von seinem Roman, der jetzt gedruckt wird, gehen gerade 2 Bogen auf Einen Bogen der Horen, und so könnte er im Honorar etwas zu kurz kommen. Nur um Göthen ist mirs eigentlich, denn was mich betrifft, so ist mir der engere Druck sogar lieb, und ich bin vollkommen zufrieden. Die übrigen Mitarbeiter sind es ohnehin. Damit wir aber bey Göthen, der eins unserer wichtigsten und zugleich thätigsten Mitglieder ist, nicht von einem andern überboten werden, so wollte ich Ihnen rathen, die versifizierten Beyträge, welches sehr wohl angeht künftig weiter auseinander setzen zu lassen, daß 4 Zeilen weniger auf eine Seite kommen. Sie nehmen sich auf diese Art auch etwas besser aus: mein Vorschlag ist ganz uneigennützig, denn ich werde schwerlich Verse in die Horen geben, weil die wenigen, die ich etwa mache, für den MusenAlmanach bestimmt sind. Was seine prosaischen Aufsätze, so würde es eine sehr gute Wirkung thun, wenn Sie ihm beym Abschluß der Rechnung nach der OsterMesse von freyen Stücken etwas zu dem ausgemachten Honorar zulegten. Sie legten ihm dadurch eine Verbindlichkeit auf, die Sie nicht viel kostete, weil doch verschiedene Aufsätze kommen werden, die Sie nicht 6 L’dors p. Bogen kosten. Dieß ist, wie gesagt, bloß bei Göthen nöthig, der zwar nicht eigennützig ist, aber doch erwartet, daß er bey den Horen besser als sonst irgendwo bezahlt wird. Wenn es ihm aber nicht auffallen sollte, so könnten Sie diese Ausgabe sich ersparen. Ich will Ihnen also davon Nachricht geben, was er schreibt.

Hier folgt das Conclusum der Litt. Zeit. Societät, in Rücksicht auf künftige Recension der Horen, womit Sie, wie ich hoffe, zufrieden seyn werden. Wir können Ihnen dabey noch die Ersparniß machen, daß wir die wir im Ausschuß der Horen sind, kein Honorar für die Recension der Horen nehmen, wodurch etwas beträchtliches wieder von den 20 Rthlrn. abgeht, die für jedes Zeitungs Blatt angesetzt sind.

Neues Manuscript zum 2ten Stück der Horen wird in 10 oder 12 Tagen abgehen. Ich verspreche Ihnen, daß das Ende des zweyten Stückes von heut über 3 Wochen in Ihren Händen seyn soll.

Ich lege Ihnen hier ein Manuscript von einem sehr geschickten Schriftsteller bey, der auch künftig für die Horen zu brauchen seyn dürfte. Wenn Sie es den Bogen zu 1 Carolin, für die Flora brauchen können, so behalten Sie es. Wo nicht, so senden Sie es mir mit umgehender Post zurück. Geschrieben ist es sehr gut. Nur die Materie könnte vielleicht für das schöne Geschlecht zu materiell sein. Die Flora will ich recensieren, und Ihnen bald etwas dazu schicken. Leben Sie recht wohl.

Sch.