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Schiller an Friedrich Cotta, 29. Juni 1801

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Weimar 29. Jun. [Montag] 1801.

Ich habe mich endlich resolviert, die längst projectierte Reise nach der Ostsee auszuführen und dort das Seebad zu versuchen. Ich werde etwa in 24 Tagen von hier mit meiner Frau abreisen und alsdann über Berlin und Dresden zurückkehren. Ich ersuche Sie daher, lieber Freund, weil meine Casse zu dieser außerordentlichen Unternehmung nicht ganz zulangt mir etwa 40-50 Carolin entweder noch hieher zu übermachen, oder solche bei Ungern in Berlin niederzulegen, daß ich sie bei meiner Rückreise von Dobberan dort finde. Auf alle Fälle aber bitte ich mir noch vor meiner Abreise einige Zeilen von Ihnen aus.

Von den neuen Gegenständen verspreche ich mir neue Nahrung für den Geist, und von dem Seebad eine heilsame Wirkung auf meine Gesundheit, und hoffe dann mit erneuerter Lust und Thätigkeit zu meinen Arbeiten zurück zu kehren. Auch meiner Frau wird diese Veränderung wie ich hoffe, wohlthuend seyn.

Die an Sie abgegangenen Beiträge zum DamenCalender werden Sie erhalten haben. Meine Schwägerin freute sich, aus einem heut erhaltenen Briefe von Ihnen zu erfahren, daß ihr Beitrag noch zu rechter Zeit kommt. Sie werden den Schluß desselben nächstens erhalten.

Wegen der Englischen Mary Stuart habe ich Mellischen gerathen, vor der Hand keinen Schritt zu thun, damit man das Werk durch Aufdeckung der begangenen Fehler nicht in übeln Ruf bringe. Es ist Zeit, wenn der Absatz einmal geschehen, nachher ein Wort davon zu sagen.

Leben Sie recht wohl und lassen mich bald von Ihnen hören.

Sch.