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Schiller an Friedrich Cotta, 3. September 1795

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Jena den 3. Sept. [Donnerstag] 95.

Da ich den Gartenkalender voriges Jahr recensiert, so darf ich ihn nach den Statuten der Litt.Zeitung in diesem Jahr nicht wieder recensieren. Ich habe denselben aber Schützen sehr angelegentlich empfohlen.

Herders Aufsatz über Homer wird jetzt wie ich hoffe in Ihren Händen seyn. Er ist ein trefliches Stück, und eines der beßten Werke, die Herder geliefert.

Hier der Anfang eines neuen Aufsatzes von mir, welcher, wie ich hoffe, so popular geschrieben ist, als man fodern kann. Zugleich erhalten Sie noch zwey Gedichte von mir für das Neunte Stück, die Ihnen meinen beßten Willen für Sie und das Journal beweisen mögen. Mehrere folgen im Zehnten.

Wenn es Leser giebt, die lieber die Wassersuppen in andern Journalen kosten als eine kräftige Speise in den Horen genießen wollen, und die in den 56 Bogen die sie nunmehr von uns gelesen, nicht mehr finden, als in den jetzt herauskommenden Journalen zusammen genommen zu finden ist, so ist dieses freylich sehr übel, aber zu helfen weiß ich nicht.

Für ein solches Publikum ist es mißlich ein Journal zu schreiben, an dem man selber Freude hat. Lassen Sie es also darauf ankommen, wie am Ausgang des Jahrs die Stimmen sind. Die drey letzten Stücke sollen mannichfaltig, allgemein, interessant und an innerem Gehalte reich seyn. Ich selbst werde alle meine Stunden daran wenden und die bessern Mitarbeiter gleichfalls dazu vermögen. Wenn aber aller dieser Bestrebungen ungeachtet die öffentliche Stimme gegen uns ist, so muß die Unternehmung aufgegeben werden. Mir ist es unmöglich, mich lange gegen Stumpfsinnigkeit und Geschmacklosigkeit zu wehren, denn Lust und Zuversicht allein sind die Seele meines Wirkens.

Es ist noch immer möglich, daß mein Almanach für dieses Jahr nicht mehr erscheinen kann, denn der Druck ist noch gar nicht angefangen. Eben ist mein Comissionair beschäftigt, mich von Michaelis los zu machen, und ihn zu vermögen, daß er das, schon an mich bezahlte, Redactionsgeld zurücknimmt. Gelingt dieses, so bestimme ich die vorzüglichsten Gedichte der Sammlung, die über 2 Drittheile davon betragen, den Horen und gebe den Almanach für dieses Jahr ganz auf, obgleich ich eine ansehnliche Summe dabey einbüsse. Aber ich will nicht, daß diese schöne Entreprise gleich in dem ersten Jahrgang verpfuscht wird, und dann freut es mich auch, acht biß neun Bogen auserlesene Gedichte den Horen zuzuführen. Göthe hat beynahe 4 Bogen, Herder dritthalb und ich eben soviel dazu gegeben, und es ist sehr Schade daß die unerhörte Nachläßigkeit des Verlegers diese Unternehmung verpfuscht, nachdem von meiner Seite alles dafür geschehen war. Doch soll sie dafür das nächste Jahr desto glänzender werden und weder im Innern noch Aeussern ihres Gleichen haben.

Der nächste Posttag bringt Ihnen den Rest des Manuscripts für das Neunte Stück.

Die auf der Liste befindliche Anzahl der Subscribenten für die Horen wäre noch immer aufmunternd genug wenn sie uns bleibt. Sie schrieben, daß in dem 2ten Halbjahr einige aufgesagt hätten – kann man denn auch halbjährig aufsagen, oder gilt diese Aufkündigung bloß fürs nächste Jahr?

Mit dem Druck der Horen soll es, (wenn sie fortgesetzt werden, wie ich wünsche und hoffe) ganz bei dem alten bleiben, da es Ihnen so lieber ist.

Verbindlichsten Dank für die Bezahlung an meinen Vater.

Ganz der Ihrige

Sch.