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Schiller an Friedrich Cotta, 5. Februar 1802

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Weimar 5. Febr. [Freitag] 1802.

Sie haben mir ehmals erlaubt, werthester Freund, im Falle daß ich zum Ankauf eines Hauses einen Vorschuß an Geld nöthig haben sollte, mich an Sie wenden zu dürfen. Dieser Fall ist jezt gekommen, und da ich die Gelegenheit nicht aus der Hand lassen möchte, so mache ich von Ihrer Güte Gebrauch. Ich kann zwar einen Theil der Summe von meiner Schwiegermutter erhalten und auch etwas auf dem Hause stehen lassen, aber eine Summe von 2600 Gulden brauche ich doch, weil mich das Haus mit den nöthigen Reparaturen auf 8000 Gulden zu stehen kommt; so theuer wohnt man in unserm schlechten Nest. Meinen Garten in Jena, von dem ich jene Summe nehmen könnte, wollte ich nicht gern mit Nachtheil verkaufen.

Da ich wahrscheinlich einen vortheilhafteren Contract schließen werde, wenn ich dem Verkäufer, der etwas derangiert ist, gleich eine Summe baar auszahlen kann, so wäre es mir freilich sehr lieb jene Summe oder doch die größere Hälfte derselben sobald als möglich zu erhalten. Mein Schwager reist in der Mitte dieses Monats mit unserm Prinzen ab, um eine Tour nach Wien und nach Paris mit ihm zu machen. Er wird gegen Ende dieses Monats in Stuttgardt mit ihm eintreffen. Wenn ich also recht bald Nachricht von Ihnen erhalte, daß meinem Schwager jene Summe oder ein Theil derselben gegen Ende Februars dort ausgezahlt werden kann, so kann ich mir das Geld von hiesiger Kammer auf Ihre Verschreibung auszahlen lassen und Zeit und Porto wird erspart. Doch versteht sichs, daß Sie dadurch nicht geniert werden dürfen.

Ich zahle meiner Schwiegermutter für ihren Vorschuß 4 pro Cent; und muß Sie bitten, werthester Freund, sich diese Einrichtung gleichfalls gefallen zu lassen; denn da ich jene Summe nicht von meinen neuen Arbeiten, davon ich das Honorar zu meiner Subsistenz brauche, sondern von der Sammlung meiner theatralischen Schriften und folglich nur langsam abtragen kann, so würden Sie dabei zu viel verlieren, wenn das Capital Ihnen ganz todt daläge. Bei 4 pro Cent aber habe ich gar keinen Verlust.

Ich danke Ihnen recht sehr für die gütige Bestellung meines Auftrags an meine Mutter.

Bei Göthen will ich thun was ich kann, um Ihnen einen Beitrag von ihm für den DamenCalender zu schaffen. Aber noch sehe ich nicht, wo es herkommen soll, da er in ganz andern als poetischen Beschäftigungen steckt. Es hatte ihn verdrossen, daß Sie Böttigern wegen des Gangs der Propyläen Eröfnungen gethan, weil er nicht gut gegen ihn gesinnt ist und B., dessen Indiscretion bekannt ist, mit Begierde alles ergreift und verbreitet, was der guten Sache, für welche Göthe streitet, Nachtheil bringt.

Uebrigens könnte es nicht schaden, wenn Sie Sich Göthen durch ein paar Zeilen selbst wieder in Erinnerung brächten.

Meine Schwägerin denkt im April auch nach Paris zu gehen, und es wird schwer halten, daß Sie für den dißjährigen DamenCalender etwas beträchtliches leistet. Doch hat sie mir versprochen, das mögliche zu thun.

Leben Sie wohl mein werthester Freund. Meine Frau, die sich nebst den Kindern wohl befindet, grüßt Sie und Ihre liebe Frau aufs beste. Ganz der Ihrige

Schiller.