Jena, 8. Jan. [Montag] 98.
Für die ersten Blätter der Weltkunde die ich vorgestern erhielt, danke ich Ihnen aufs allerschönste, sie versprechen sehr viel und ich zweifle keinen Augenblick, daß Sie mit dieser Unternehmung Glück haben werden. Posselt ist für dieses Werk unter hunderttausenden ausgezeichnet, er hat Kenntniß, Beredsamkeit, Feuer und wie es scheint eine seltene Raschheit und Fertigkeit des Blicks und der Feder, was zu solchen Arbeiten conditio sine qua non ist, und was so wenige Gelehrte besitzen. Es wird dem Werk eher nützen als schaden, wenn die Ereignisse ihn drängen, daß er kurz seyn muß: dadurch wird er einen gewissen Tact erlangen immer gleich das Bedeutende aufzugreifen und es auch auf die bedeutendste Art zu sagen, er wird die Declamatorische Art wozu er jetzt noch etwas geneigt ist, vollends ablegen und große Resultate in wenig Worten hinwerfen.
Meinen Sie nicht daß es der Zeitung auch vortheilhaft seyn müßte, wenn Posselt zuweilen eine bedeutende Stelle aus politischen, historischen, philosophischen, selbst poetischen Werken des Alterthums und der neuern Zeit auf eine geschickte Art einstreute? So etwas gibt einer Erzählung gleich eine piquante Würze, und überrascht angenehm in einer Zeitung, wo man keine Nahrung für den Geist zu erwarten gewohnt ist.
Ich wünsche Ihnen nun nichts mehr als 3000 Käufer zu dieser Zeitung, so müßten Sie nach meinem Ueberschlag 2000 Ldors daran gewinnen.
Mit der Neuen Auflage des Almanachs wollen wir doch noch etliche Wochen warten. Ich habe mich in den hiesigen Buchhandlungen erkundigt und erfahre, daß sie noch mehrere Exemplare vorräthig haben. Zu rasch müssen Sie doch die 80 oder 100 Thaler die die Auflage betragen mag nicht wagen.
Hier der Anfang des Manuscripts zum XIten Horenstück. Leben Sie beßtens wohl. Ganz der Ihrige
Sch.