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Schiller an Georg Göschen, 16. Dezember 1791

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Jena, den 16. December [Freitag] 91.

Die 200 Thlr. habe richtig erhalten lieber Freund, wofür ich Ihnen bestens danke. Auch die Bücher sind angekommen. Nun muß ich Sie noch bitten, mir den Chemnitz vom 30jährigen Krieg, die Memoires von Archenholz und den Soldat Suedois, deutsch, französisch oder latein in Leipzig aufsuchen zu lassen. Kann ich diese Bücher geliehen erhalten, desto besser, sonst will ich sie auf Rechnung behalten. Gleich in 8 Tagen gehe ich mit Leib und Seele an die Fortsetzung und höre nimmer auf, biß ich schreiben kann: Ende. Mit dem Titelkupfer eilen Sie nicht. Göthe erfindet vielleicht eines, wie er es zu dem ersten Band meiner Memoires gethan hat. In 10 oder 14 Tagen schreibe ich Ihnen mehr darüber. Ueberhaupt finden sich wohl noch einige interessante Sujets zu Kupfern, und da die Künstler doch nicht alle 12 auf einmal erfinden können, so haben wir ja doch noch einige Wochen Frist.

Die Thalia habe ich jetzt gesehen, Papier sowohl als Schriftform sind sehr schön, nur mit dem Setzer bin ich nicht zufrieden. Die Zeilen fallen abscheulich krumm ins Auge, und ob ich gleich jede Strophe, die nur etwas krumm ist, unterstreiche, und bei jeder Correctur Vorstellungen mache, so wird in diesem Stück nichts geändert. Mischen Sie sich also selbst darein, wenn Sie der Sache abgeholfen wünschen. Auch geht es erschrecklich langsam. Zwischen zwey Correcturen verlaufen immer vier auch fünf Tage, und doch ist so wenig Text auf einer Seite. Sie werden sagen, daß ich ungeduldig bin, und daß man mirs nicht recht machen könne. Aber es ist mir dießmal um das Buch selbst und um das Geld das es Ihnen kostet.

Adieu für heute lieber Freund. Von Herzen wünsche ich Ihnen vergnügte Feyertage und ein wenig Luft von Ihren vielen Geschäften.

Ganz der Ihrige

Schiller.