HomeBriefeAn Georg GöschenSchiller an Georg Göschen, 21. Dezember 1788

Schiller an Georg Göschen, 21. Dezember 1788

Bewertung:
(Stimmen: 0 Durchschnitt: 0)

Weimar d. 21. [Sonntag] Dec. 88.

Ich danke Ihnen liebster Freund für Ihr Andenken für Ihre lange lange Geduld mit mir, für Ihre fortdauernde Freundschaft, für alles! Den Sommer habe ich freilich eine große Zerstreuung gehabt, dafür aber bin ich jetzt desto fleißiger. Bertuch kann Ihnen sagen, daß ich Wochen lang nicht über die Schwelle gekommen bin. So wenig ich von mir bey Ihnen hören ließ, so ernstlich habe ich gearbeitet.

Hier folgt das VIte Heft ganz biß auf den einzigen letzten Bogen, wozu die Zeit nicht mehr reichen wollte, ihn zu corrigieren; In 8 Tagen der Anfang des siebenten Hefts. Dieses und das achte habe ich jetzt zugleich unter der Feder und Sie können wegen des Papiers heilig darauf rechnen, daß sie beide das 7 und 8te binnen 4 Wochen von mir erhalten. Ich habe jetzt für niemand zu arbeiten, und beyde sind über die Hälfte fertig.

Mir liegt alles daran, dass alle 3 womöglich zugleich herauskommen; ich werde es also an mir nicht fehlen lassen. Seyen Sie aber so gut lieber, und schicken mir mit nächster Post 50-60 Thaler. Ich brauchs nöthig aufs Neujahr, und möchte es gern von heut über acht Tagen haben.

Sie waren mir diesen Sommer, leider aus einer sehr traurigen Ursache sehr nahe liebster Freund. Wie gern hätte ich Sie und Kunzen gesehen und mit Ihnen unsre liebe Freundinn betrauert. Die Nachricht hat mich herzlich betrübt, sie war ein sehr trefliches Weib, und hat alle Tage noch an sich verbessert.

Daß Sie mit Ihrem Liebchen recht vergnügt leben kann ich mir leicht denken. Ich stelle mir ein sehr liebenswürdiges Geschöpf in ihr vor und da werde ich sie also wohl recht gut beurtheilen.

Machen Sie ihr schöne Empfehlungen von ihrem unbekannten Freunde. Auch Kunzen, die gute Schneidern und Hartwig grüßen Sie von mir. Leben Sie recht glücklich und bleiben Sie mir ein wenig gut.

Ihr ewig ergebener

Schiller.