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Schiller an Georg Göschen, 25. Februar 1805

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[Weimar 25. Febr. (?) Freitag. 1805.]

Hier überschickt Ihnen Goethe den Neffen des Rameau. Seine Krankheit hat die Vollendung des Werks solange verzögert. Wenn es ihm möglich ist will er noch einen oder zwey Bogen Anmerkungen nachliefern, doch kann er es noch nicht für gewiß versprechen und Sie brauchen Sich auf keinen Fall mit dem Druck zu genieren.

Ich freue mich, von Rochliz zu hören, daß Sie mit dem Absatz Ihres Journals vors erste zufrieden sind. Da der innere Werth des Instituts sich mit jedem Fortschritt vermehren wird, so wird es auch nicht an einem guten Erfolg bei dem Publicum fehlen. Nur vor langen und schleppenden Aufsätzen müssen sie sich hüten, diese sind der Tod jedes Journals. Man will Mannichfaltigkeit und Abwechßlung, daher ist die Kürze schon allein eine große Empfehlung selbst bei einem geringen Gehalt.

Das Aeusere ist elegant ohne Anspruch vielleicht würde etwas mehr Verzierung von Kupfern in der Folge nicht schaden. Bei einem solchen Werke wollen auch die Augen bestochen werden.

Eben empfängt meine Frau Ihr Paquet. Ich danke Ihnen bestens für gütige Besorgung des Kriegsspiels und bitte mir die Auslage zu notieren. Das Spiel ist nicht für mich sondern für unseren Prinzen Bernhard bestimmt.

Mein Fieber hat mich nun verlassen und ich fange wieder allmählig an aufzuleben. Dieß war ein schrecklicher Winter und in der litterarischen Welt besonders verheerend. Auch unser armer Huber mußte die Welt so frühzeitig verlassen!

Da jezt eine Sammlung meiner Theaterstücke bei Cotta herauskommt und ich mit dem Carlos anfangen muß, so habe ich, um mit Ihrer Edition des Carlos in keine Collision zu gerathen, die Einrichtung getroffen, daß der Carlos mit der Jungfrau v. Orleans und noch einem kleinen Vorspiel einen Band ausmacht und auch nicht einzeln darf verkauft werden. Alle Liebhaber welche also den Carlos einzeln besitzen wollen, müssen ihn aus Ihrem Verlag beziehen. Ich wünsche, mein lieber Freund, durch dieses Arrangement Ihre Wünsche erfüllt zu haben; auch Cotta hat diesen Ausweg mit Vergnügen ergriffen um nicht mit Ihrem Interesse zu collidieren.

Leben Sie wohl lieber Freund und möge Ihnen alles nach Wunsch gelingen.

Melden Sie mir in ein paar Worten den Empfang des Goetheschen Mscrpts.

Ganz der Ihrige

Schiller.