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Schiller an Georg Göschen, 3. März 1787

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Dresden, d. 3. März [Sonnabend] 1787.

Die 15 Stck Ldrs habe ich richtig erhalten und danke Ihnen für diesen Beweis Ihrer Freundschaft.

Den 2ten Akt werden Sie nunmehr haben. Versichern Sie dem Drucker, daß ich bei dem Carlos die pünktlichste Einsendung beobachten werde, und daß er sich darauf verlassen könne, immer 6 Bogen voraus Mscrpt. zu haben. Ich könnte ihm jetzt schon 20 Bogen zumal schicken, aber nur eine Rücksicht macht, daß ich etwas zurückbehalte. Wenn 10 oder 12 Bogen unthätig bei ihm liegen, so nützt es mir und ihm nichts – ich aber kann, wenn sie noch in meinem Pulte liegen, immer noch eine oder die andre vortheilhafte Verbesserung anbringen. Fertig ist das Stück biß auf den letzten Bogen – das können Sie daraus abnehmen, weil es in 14 Tagen hier gespielt wird, wenn die Censur keine Schwierigkeiten macht. Lassen Sie also den Setzer eilen.

Nun eine Hauptsache liebster Freund. Wer ist der Corrector? Ich habe Ursache zu fürchten, daß ich selbst und mein Abschreiber nicht immer eine gleiche Orthographie beobachtet haben – diese muß also der Correktor mit der größten Genauigkeit besorgen. Es ligt mir äußerst viel daran. Ferner wäre es möglich, daß mir hie und da noch eine kleine Lücke entwischt wäre – die nur derjenige merkt, welcher den Jamben versteht. Deßwegen möchte ich sogleich, wenn (wie ich doch nicht hoffe) so etwas eingeschlichen wäre, durch die Post davon benachrichtigt werden – denn ohne mein Wissen soll und darf keine Zeile abgeändert oder eigenmächtig ausgefüllt werden.

Ich glaube auch, daß es zuweilen im Manuscripte versehen worden ist, die Auftritte richtig zu zählen. Dafür könnte allenfalls Ihr Buchhalter oder der Setzer noch sorgen. In den folgenden Manuscripten soll die größte Richtigkeit beobachtet werden. Aber ich bitte Sie, lassen Sie in dem jetzt geschickten keinen Fehler einschleichen.

Die Aushängebogen will ich nicht früher sehen, als biß einige Akte fertig sind. Daß nur die Exemplare auf holländischem Papiere für mich nicht vergessen werden.

Für einen Kopf will ich sorgen und habe mich auf morgen bei Seydelmann ansagen lassen. Es muß just nicht ein weiblicher seyn. Wenn ich Seydelmann eine schöne Idee zu einem männlichen aus der Gallerie angeben kann, so ists auch gut. Dann aber wünsche ich, daß er von Sinzenich gestochen würde. Geyser hat bei mir allen Credit verloren. Auf die nächste Woche bekommen Sie darüber bestimmte Antwort.

Wenn ich die theatralische Ausgabe drucken lasse, so versteht es sich von selbst, daß kein anderer als Sie sie verlegt. Doch muß die eigentliche Jambische erst im Publikum und wo möglich aus Ihrem Gewölbe seyn.

Der Menschenfeind wird mich, sobald ich ganz mit dem Carlos zu Stande bin, beschäftigen. Ein Akt davon ist fertig. Dieses Stück kann vor Ende des Julius nicht fertig seyn, weil ich es habe liegen lassen. Ich mag Ihnen jetzt nicht mehr größere Hoffnungen machen, als ich gewiß voraussehe leisten zu können. Es ist möglich, daß dieser Menschenfeind alle meine vorigen Stücke übertrift – durch das allgemeine Interesse seines Inhalts und die Begeisterung, womit ich ihn schriebe. Es versteht sich, liebster Freund, daß er Ihnen zuerst angeboten wird.

Der Geisterseher wird fortgesezt, doch weiß ich Ihnen nicht gewiß zu sagen, ob auch die Thalia? Lustig ist es doch, daß man endlich auf den Gedanken kömmt, dieses Journal für etwas zu halten. Ich habe den Troß der jetzigen Monatschriften durchgesehen und ausgespürt, was für Nebenbulerinnen die Thalia eigentlich hat. Ich kann es nicht leugnen, daß ich mich selbst gefühlt habe und nicht weiß, wofür ich das Publikum halten soll. Vor einigen Wochen schriebt mir ein Prinz Gallizin aus Paris um die Thalia, gibt sich zum Subscribenten an und schickt mir einen deutschen Aufsatz zum Einrücken. Der Prinz von Coburg bittet mich angelegentlich, ihm das Mscrpt. des Geistersehers noch vor dem Drucke zu schicken. Ich mußte lachen, denn ich habe an der Fortsetzung noch keine Zeile geschrieben. A propos, haben Sie das 2. 3. und 4te Heft an den Rath Reinwald in Meinungen geschickt? Ich will hoffen.

Das Papier z. Carlos ist ganz vortreflich. Werden Sie auch das Format nehmen oder größeres? Die Lettres bitte ich mir aber expreß klein wie die im Nathan aus. Aus dieser einzigen Ursache wünschte ich den ersten gesetzten Bogen, ehe er abgedruckt wird, zu sehen, wenn es nämlich Sie nicht geniert.

Mit dem nächsten Mscrpt. kömmt der Robertson und Lebret – ich dachte aber, Huber habe den Lebret schon geschickt.

Nun leben Sie wohl, liebster Freund; der Himmel gebe Ihnen viel Freude – Muth und Glück. Das wünscht von ganzem Hertzen Ihr aufrichtigster

F. Schiller.

Der Brief blieb 2 Tage liegen. Indessen habe ich den Kopf bei Seydelmann bestellt. Er verspricht ihn innerhalb 14 Tage zu liefern. Er meynt auch, daß Sinzenich ihn stechen soll. Schicken Sie mir also in Ihrem nächsten Brief ein paar Zeilen an Sinzenich, so will ich an ihn schreiben.